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Dekarbonisierung und Digitalisierung: Ungenutzte Chancen der Energiewende

Deutschland hat sich für die Umsetzung der Energiewende große Ziele gesetzt: Dekarbonisierung, Sektorenkopplung, Netzumbau, Ausbau der Erneuerbaren, Digitalisierung. Auf dem 18. Forum Neue Energiewelt 2017 am 16. und 17. November 2017 saßen die Akteure der Energiewende - Energieunternehmen, Stadtwerke, Start-ups, Industrie, Investoren, Verbände und Politiker – zusammen und diskutierten, wie die nächsten Schritte aussehen sollten.

Einer der Gastgeber des Forums Neue Energiewelt 2017 ist Karl-Heinz Remmers, von der Solarpraxis Neue Energiewelt AG in Berlin. Er nimmt Stellung zu der Frage, warum die offensichtlichen Chancen bisher so wenig genutzt werden.

Der Text erschien zuerst im Blog Neue Energiewelt:

Deutschland hat sich nicht nur große Ziele für den Klimaschutz und die Energiewende gesetzt. Das Land steht gleichzeitig vor dem technologischen Durchbruch bei der dezentralen, erneuerbaren Energieversorgung. Diese bietet in Zukunft sogar wesentlich mehr Arbeitsplätze als jemals zuvor und würde Deutschland unabhängig von Energieimporten machen, zum Teil aus Ländern mit politisch instabilen Verhältnissen.

Und wegen des Durchbruchs sauberen Stroms in den Sektoren Verkehr (Stichwort: Elektromobilität) und Wärme (Heizen mit Strom) wird ein zwei- bis dreimal größerer Absatzmarkt entstehen. Schon sehr bald könnten sich die Anbieter von Benzin und Diesel neue Jobs suchen müssen. Andererseits werden sie aber auch dringend gebraucht, denn die Erzeugung des erneuerbaren Stroms benötigt ungleich mehr Menschen als die herkömmliche fossile oder nukleare Versorgung.

Wenn sich also ein bereits gigantischer Strommarkt um Faktor 2 bis 3 vergrößern wird, warum sieht man dann bisher so wenig Bewegung im Markt?

Normalerweise stehen Investoren in solchen Märkten Schlange. Gute Vertriebsleute entwickeln serienweise Produkte, mit denen sie die Kunden gewinnen und binden können. „Ladesäule geschenkt mit 2-Jahresstromvertrag!“; „Wärmepumpe geschenkt mit 2-Jahresstromvertrag“; „Auto – alles inklusive“ – so müssten doch im Grunde die Überschriften der Marketingleute beziehungsweise neuen Produktnamen lauten.

Werden die Chancen der Energiewende in Deutschland genutzt? 

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Stand von Vattenfall auf dem 18. Forum Neue Energiewelt November 2017

 

Energieunternehmen beschweren sich darüber, dass sie nicht genug Kapital anziehen für den notwendigen Um- und Ausbau. Dabei sind viele schon direkt am Kunden. Oder sie schimpfen auf die Energiewende und die gesetzlichen Rahmenbedingungen oder das Preisdumping der Chinesen bei den Erneuerbaren. So geht es munter durch die Strombranche: Alles ist schwer, kompliziert und teuer. Und selbst große Spieler sehen die Marktgröße nicht, was aber angesichts der alten Stromspar-Doktrin auch nicht verwundert. Dass diese Doktrin dem Umbau auf Erneuerbare Erzeugung und eben der technischen Revolution im Verkehr und auch in der Wärme zum Opfer fällt, kommt offenkundig bei vielen nicht an.

Allerdings: Strom wird zunehmend sauber; und seine Nutzung ist schon gar nicht böse. Die Erzeugung von Strom wird aber weiterhin Geld kosten. Daher ist auch in Zukunft ein effizienter Umgang geboten – das Thema Effizienz sollte aber in jedem Fall pragmatisch betrachtet werden und kein Dogma sein.

Die alten Dogmen fallen gerade wie Dominosteine zusammen: Wind und Solar sind die billigsten neuen Erzeugungsformen, Batterien werden schnell billiger, ebenso Elektroautos. Wärmepumpentrockner gibt es jetzt für knapp über 300 Euro und kosten nicht mehr über 1.000 Euro wie noch vor zehn Jahren. Warum heulen sie also in der Stromwirtschaft? Haben die Akteure tatsächlich Angst vor mehr Umsatz?

Strom ist ein brutaler Wachstumsmarkt mit allen Facetten: Es gibt Hardware ohne Ende – Ladesäulen, Batterien, Solarzellen, Windräder, Leitungen, neue Trafos, neue Rechenzentren und vieles mehr; außerdem müssen alle Komponenten auch betrieben und integriert werden. Wieviel besser kann es denn kommen? Natürlich ist das auch ein langfristiges Konjunkturprogramm. Dekarbonisierung und mehr Umweltschutz bekommen wir quasi nebenbei dazu – und ist durch die gefallenen Erzeugungspreise auch fast immer günstiger.

Und wenn es schon die Branche nicht versteht, wie soll dann die Politik die großen Chancen nutzbar machen? Diese Diskussion müssen wir auf jeden Fall weiterführen – auch nach den Branchentreffs und Sondierungs- und Koalitionsgesprächen. Sprechen wir darüber und machen wir es endlich besser! 


 

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