Krieg gegen die Ukraine – Die Folgen für Vattenfall

Was bedeutet der Krieg gegen die Ukraine für Vattenfall? Welche Konsequenzen sind für unser Geschäft und unsere Kundinnen und Kunden bereits absehbar? In den folgenden Fragen und Antworten haben wir die wichtigsten Informationen dazu zusammengefasst. 

Mit der Ukraine-Krise drohen wirtschaftliche Auswirkungen für viele Unternehmen und Verbraucher. Dabei liegen die Preise für Öl und Gas schon jetzt auf einem mehrjährigen Höchststand und treiben die Inflation.  

Aktuell bezieht die Europäische Union mehr als ein Drittel ihres Erdgases aus Russland. In Deutschland kommt sogar mehr als die Hälfte des benötigten Gases von dort. Es zeichnet sich ab, dass Europa seine Energieversorgung zukünftig neu denken und organisieren muss.  

Was bedeutet die aktuelle Zuspitzung des Ukraine-Kriegs für Vattenfall? Welche Konsequenzen sind für unser Geschäft und unsere Kundinnen und Kunden bereits absehbar? In den folgenden Fragen und Antworten haben wir die wichtigsten Informationen dazu zusammengefasst.   

Was sagt Vattenfall zur russischen Invasion in der Ukraine und was sind die Folgen? 

Wir sind sehr besorgt über die Ereignisse in der Ukraine, denn wir sehen hier einen klaren Verstoß gegen das Völkerrecht. Es ist schwer vorherzusagen, wie sich dieser Konflikt entwickeln wird. Wir beobachten die Situation so genau wie möglich und bewerten kontinuierlich die Auswirkungen auf unser Unternehmen und unsere Kundinnen und Kunden. Klar ist, dass Vattenfall als großer Energieversorger stark auf die Verfügbarkeit von Energierohstoffen angewiesen ist.  

Gibt es genügend Gas auf Lager? Was bedeutet das für die Belieferung unserer Kunden? 

Die Heizungen der Vattenfall Kunden bleiben warm. Die Gasvorräte reichen aus, um die Winternachfrage angesichts der aktuellen Wettervorhersagen zu decken. Das liegt auch an einer guten Gasspeicher-Infrastruktur in Deutschland und dem europäischen Gas-Verbundnetz, das einen innereuropäischen Gas-Austausch sicherstellt. Bislang sind auf EU-Ebene keine Sanktionen auf russische Gasimporte vorgesehen. Dies schließt nicht aus, dass Russland seinerseits Gaslieferungen nach Europa einschränkt. Auf diesen Fall bereiten wir uns vor.  

Wie bezieht Vattenfall sein Erdgas? 

Vattenfall kauft das Erdgas nicht direkt von den einzelnen Gasproduzenten, sondern an Handelsplätzen. Das Erdgas, das dort verkauft wird, stammt nicht nur aus Russland, sondern aus verschiedenen Lieferländern wie Norwegen, den Niederlanden oder auch aus LNG-Lieferungen nach Europa.  

Welche Bedeutung hat Erdgas in der Berliner Wärmeversorgung? 

In Berlin unterhält Vattenfall das größte Stadtwärmenetz Westeuropas. Insgesamt 2.000 Kilometer Trassenleitungen versorgen die angeschlossenen Immobilien mit 80 bis 135°C heißem Wasser. Dieses wird in den Häusern in Nutzwärme für Heizung und Gebrauchswarmwasser umgewandelt. Zur Energieerzeugung betreibt Vattenfall in Berlin unter anderem sechs Erdgas-befeuerte Heizkraftwerke in Mitte, Marzahn, Lichterfelde, Klingenberg, Charlottenburg und Buch. Im hocheffizienten Prozess der Kraft-Wärme-Koppelung erzeugen diese Anlagen sowohl Strom als auch Wärme. Im Jahr 2021 wurden in unseren Berliner Anlagen rund 13 Terawattstunden Gas in Wärme und Strom umgewandelt. Im laufenden Jahr sind es bislang rund 4 Terawattstunden.  

Gibt es einen Notfallplan zur Sicherung der Energieversorgung? Wenn ja, wie sieht dieser aus? 

Im unwahrscheinlichen Fall eines Engpasses sind insbesondere Haushaltskunden sowie Kunden, die zur Wärmeversorgung an Fernwärmenetze angeschlossen sind, durch gesetzliche Bestimmungen geschützt. Auch Vattenfall verfügt für diesen Fall über Stellschrauben, um die Wärmeversorgung kurzfristig zu gewährleisten, wie etwa den Einsatz von Heizöl, eine Verringerung der Stromproduktion zugunsten von Wärme oder eine Regulierung der Temperatur.

Was die Versorgungssicherheit angeht, gelten in diesem Fall die entsprechenden Notfallpläne auf der Website der Bundesnetzagentur:
Bundesnetzagentur - Krisenmanagement und Krisenvorsorge.

Die Bundesregierung plant in diesem Zusammenhang zudem, eine Gas- und Kohlereserve aufzubauen, um die Energieabhängigkeit von Importen zu reduzieren und die Versorgungssicherheit zu stärken.  

Wie wirkt sich der Konflikt auf die Energiepreise aus und wie geht es weiter? 

Der Konflikt bringt Unsicherheit in die Rohstoffmärkte. Beim Einmarsch Russlands in die Ukraine haben wir einen erheblichen Preisanstieg erlebt. Dieser war zwar nicht so hoch wie im September oder Dezember letzten Jahres, aber wir gehen davon aus, dass der Markt auch in Zukunft eine erhebliche Volatilität aufweisen wird. Dies wird auch davon abhängen, ob und wie der weitere Verlauf des Konflikts Gaslieferungen nach Europa beeinträchtigt.   

Worauf müssen sich Energiekunden jetzt einstellen? 

Die Strom- und Gaslieferungen an die Vattenfall Kunden sind sicher. Es gibt keine kurzfristigen Auswirkungen, da die erforderlichen Energiemengen über längere Zeiträume beschafft werden. Wie sich der Konflikt mittel- und langfristig auf die Preisentwicklung und die Vertriebsaktivitäten auswirken wird, lässt sich derzeit jedoch nicht abschätzen. Wir müssen aber damit rechnen, dass Gas auf absehbare Zeit deutlich teurer bleiben wird. Generell gilt: Wir überprüfen die Preise immer erst nach Ablauf der vereinbarten Preisgarantie. Sind Kunden von einer Preisänderung nach Ablauf dieser Garantie betroffen, werden wir sie, wie in unseren Allgemeinen Geschäftsbedingungen geregelt, sechs Wochen vor Inkrafttreten schriftlich informieren.   

Welche Brennstoffe bezieht Vattenfall aus Russland?  

Gas: Vattenfall verbraucht über alle Märkte hinweg jährlich zwischen 90 und 100 Terawattstunden Erdgas. Etwa 40 Prozent dieser Menge verwenden wir für unsere eigenen gasbefeuerten Kraftwerke. Etwa 60 Prozent werden an unsere Privat- und Industriekunden verkauft. Im vergangenen Jahr haben wir 90,1 Terawattstunden Erdgas auf den Handelsplätzen gekauft. 

Kohle: Vattenfall hat seinen Kohleverbrauch in den letzten Jahren kontinuierlich gesenkt. Im Jahr 2021 haben wir eine Million Tonnen Steinkohle eingekauft. 85 Prozent dieser Kohle kamen aus Russland, 15 Prozent aus den USA. Aufgrund des aktuellen Konflikts prüfen wir derzeit, wie wir unser Beschaffungsportfolio diversifizieren können, um die Abhängigkeit von russischer Kohle zu verringern. Unabhängig davon, woher wir die Kohle beziehen, werden wir unsere hohen Beschaffungsstandards beibehalten und durch unser Engagement für Bettercoal weiterhin Verbesserungen vor Ort erzielen. 

Kernenergie: Vattenfall hat beschlossen, dass bis auf Weiteres keine geplanten Lieferungen von Kernbrennstoffen aus Russland an unsere Kernkraftwerke in Schweden erfolgen werden.   

Was bedeutet der Konflikt für die zukünftige Energieversorgung? 

Mittelfristig werden wir an Erdgas als Interimslösung bei der Wärmeversorgung in den nächsten Jahren nicht herumkommen. Langfristig müssen wir unabhängiger von fossilen Energieträgern werden und den Anteil der Erneuerbaren rasch ausbauen. Die Bundesregierung sollte daher schnell die Voraussetzungen für einen breiten Erzeugungsmix und mehr Versorgungssicherheit bei der Wärme schaffen, Bürokratie-Blockaden lösen und Investitionen in Biomasse, Geothermie, Abwärme und Wasserstoff ermöglichen. 

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