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Blockchain im Energiehandel: Enerchain startet in die nächste Phase

Nach der Proof-of-Concept-Phase arbeiten die teilnehmenden Unternehmen nun daran, dem Projekt Enerchain einen wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmen zu geben. Außerdem wollen sie die spezifischen Anforderungen an ein Minimum Viable Product, also ein minimal am Markt einsatzbares Produkt, entwickeln, das dann von allen Marktteilnehmern akzeptiert werden kann. 


„In der Proof-of-Concept-Phase konnten wir ein Verständnis für das Potenzial von Blockchain und die Herausforderungen für die Industrie entwickeln“, fasst Carol Inoue Dick, Business Developer bei Vattenfall Trading, die Anfangszeit von Sommer 2017 bis März 2018 zusammen.

Carol Inoue Dick

„Wir haben uns verschiedene Anwendungsmöglichkeiten von Blockchain angeschaut und untersucht, welche Voraussetzungen für unsere Praxis im Energiegroßhandel gegeben sein müssen, also ob das Vorhaben grundsätzlich machbar ist. Wir, die Projektteilnehmer, wollten Enerchain dann auch zu einer industrieeigenen Anwendung machen, gleichzeitig aber die Kooperation mit dem Unternehmen Ponton, das mit der Entwicklung von Enerchain ursprünglich gestartet ist, weiter führen.“ 

Bei Enerchain geht es um die Durchführung von bilateralem, physischem Handel von Strom und Gas innerhalb Europas.  Durch die Blockchain-Technologie könnte der Ablauf dieser komplexen Transaktionen in Zukunft effizienter werden. Da keine Zwischenhändler benötigt werden, können Prozesse verschlankt und dadurch Kosten gespart werden. 

Von der Testphase zum Projekt 

Ein wichtiger Schritt in der jetzigen Phase ist zunächst die Gründung einer Rechtsform für die Enerchain-Plattform. Obwohl auf der Transaktionsebene kein Zwischenhändler benötigt wird, ermöglicht es eine juristische Person den teilnehmenden Unternehmen, das Projekt rechtswirksam zu vertreten und Verträge mit anderen Marktteilnehmern abzuschließen. 

„Neben Standardprodukten wie Intraday, Day Ahead und Grundlastlieferungen in verschiedenen Größenordnungen, die bisher auf dem Handelsbildschirm abgebildet wurden, könnten in dieser Phase auch nicht standardisierte Handelsprodukte wie Lastkurven undTerminlieferungen in die Entwicklung mit einbezogen werden,“ so Carol Inoue Dick weiter. „Schließlich ist es geplant, Enerchain auf nachgelagerte Prozesse sowie Dritte, wie zum Beispiel Datenanbieter, auszuweiten.“ 

Blockchain: Beitrag zum Gelingen der Energiewende 

Ursprünglich war das Projekt mit 23 Teilnehmern gestartet. Mittlerweile sind große Unternehmen aus ganz Europa am Projekt beteiligt – darunter auch RWE, Eon, Uniper und EnBW aus Deutschland, Wien Energie aus Österreich und Enel aus Italien.

„Neben effizienteren und günstigeren Transaktionen im Strom- und Gashandel könnten auf Basis der Blockchain-Technologie zukünftig dezentrale Erzeugungsanlagen viel leichter ins Netz eingebunden werden. Für den Ausbau erneuerbarer Energien wäre dies ein wichtiger Förderbeitrag. Außerdem könnten mit einer dezentralen und manipulationssicheren Speicherung von Transaktionsdaten auch Echtheitsnachweise für Strom aus erneuerbaren Energien weiter gegeben werden,“ so der Ausblick von Carol Inoue Dick.   

Zahlreiche Blockchain-Projekte befassen sich zurzeit mit unterschiedlichen Aspekten des Energiehandels. Vattenfall Trading ist ebenfalls an NEW 4.0 beteiligt - hier liegt der Fokus auf Flexibilität und lokale Anwendungen für Norddeutschland - und an der BTL Interbit Plattform, die Blockchain für nachgelagerte Prozesse im Gashandel einsetzt und die auch auf den Handel mit anderen Brennstoffen übertragen werden soll. Enerchain gilt als das am weitesten fortgeschrittene Blockchain-Projekt.

„Unser Hauptaugenmerk liegt derzeit auf der technischen Entwicklung der Infrastruktur und ihrer Leistungsfähigkeit. Wir arbeiten aber auch an verschiedenen weiteren Aspekten, die betrachtet werden müssen, damit das Projekt in der Praxis starten kann. Verschiedene Arbeitsgruppen untersuchen Themen wie Unternehmensführung, regulatorische Rahmenbedingungen und die Sicherstellung der Liquidität, um nur einige Punkte zu nennen. Dabei müssen wir uns immer bewusst sein, dass wir einerseits Wettbewerber sind, andererseits aber zusammen etwas Neues entwickeln. Da ist ein Umdenken in Bezug auf unsere Zusammenarbeit nötig.“ 

Vattenfall wird Gastgeber des nächsten Treffens im September 2018 in Hamburg sein. Zu dem Treffen werden 60 Teilnehmer erwartet.

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