Flexibilität im Strommarkt ermöglichen: Vattenfall steigt ins Geschäft mit Großbatterien ein

Für eine stabile, fossilfreie und effiziente Energieversorgung gewinnt Flexibilität zunehmend an Bedeutung. Denn ein stetig wachsender Anteil erneuerbarer – und damit wetterabhängiger – Stromproduktion erhöht die Preisvolatilität im Strommarkt enorm. Das wiederum verstärkt die Anforderungen an stabile Preise und Netze sowie an die Versorgungssicherheit insgesamt. In diesem Umfeld werden flexible Speichertechnologien wie Großbatterien immer gefragter. Vattenfall will sich hier künftig verstärkt engagieren – und baut dabei auf jahrzehntelange Erfahrung als Deutschlands größter Betreiber von Pumpspeicherkraftwerken.

„Schon heute sorgt die vermehrte Einspeisung von Wind- und Solarenergie ins deutsche Stromnetz dafür, dass wetterbedingte Produktionsschwankungen und Preissprünge zunehmen“ erklärt Daniel Drexlin-Runde, der bei Vattenfall die Vermarktung flexibler Speicher und Anlagen mit aufgebaut hat: „Einerseits stellt diese Entwicklung Marktteilnehmer vor große Herausforderungen, andererseits bietet genau diese Volatilität für flexible Anlagen wie Batteriespeicher vielfältige Chancen: Bei niedrigen Preisen wird die Batterie aufgeladen und bei hohen Preisen ins Netz zurückgespeist.“ Während heute rund 39 Prozent des Stroms aus wetterabhängiger Erzeugung kommt, könnten es im Jahr 2035 bereits 73 Prozent sein – und den Bedarf an flexiblen Speichern weiter erhöhen.

Als Reaktion auf diese Entwicklung will Vattenfall in den kommenden Jahren umfassend ins Geschäft mit Großbatterien investieren – sowohl was die Entwicklung als auch die Vermarktung von Strom aus Batteriespeichern angeht. „Wir erwarten einen enormen Zubau an Batteriespeicherkapazitäten, vor allem für den kurzfristigen täglichen Flexibilitätsbedarf. Denn Systemflexibilität ist notwendig, um Netze zu stabilisieren und Preissprünge im Markt abzufedern“, so Drexlin-Runde und fügt hinzu: „Jeder Speicher trägt dazu bei, dass überschüssiger Wind- oder Solarstrom eben nicht abgeregelt werden muss, sondern zu einem späteren Zeitpunkt wieder zur Verfügung steht. Dies erhöht schrittweise den Anteil CO2-freien Stroms im Netz.“ Aufgrund des hohen Flexibilitätsbedarfs durch wetterabhängige Erzeugung im Stromsystem könnten Großbatteriespeicher laut Schätzung der Bundesnetzagentur im Jahr 2045 eine installierte Leistung zwischen 43 und 54 Gigawatt bereitstellen.[1]. Aktuell sind es rund 7 Gigawatt.

Chancen ergeben sich beispielsweise dadurch, Solarparks in Kombination mit einem Batteriespeicher zu entwickeln, wie es Vattenfall bei Neuprojekten bereits tut. „Im Strommarkt wird dadurch ein Teil der Mittagsspitzen bei der Solarstromerzeugung in die Abendstunden verlagert – wenn die Nachfrage höher und das Angebot geringer ist“, erklärt Drexlin-Runde. Ebenso wie Windparks unterliegen Solarparks oft zeitintensiven Genehmigungsverfahren. „In dem Zuge bietet es sich in der Entwicklungsphase an, von vornherein einen Batteriespeicher mit einzuplanen, um das Projekt netzverträglicher zu machen und fossilfreie Erzeugung, Speicherung und Netzeinspeisung besser aufeinander abzustimmen. Synergien können sich außerdem durch einen gemeinsamen Netzanschluss, Bau und Betrieb ergeben.“

Einer der 12 Seecontainer mit Batterien - er gehört neben 6 Windturbinen und 115.000 Solarmodulen zum Energiepark Haringvliet Zuid von Vattenfall in den Niederlanden. Foto: Jorrit Lousberg

Zukünftig plant Vattenfall, in Deutschland neben 500 Megawatt an neuer Solarkapazität auch 300 Megawatt Batteriespeicher pro Jahr fertigzustellen. „Batterien sind heute in modularer Bauweise verfügbar und erlauben flexible Lösungen, was das Verhältnis von Speicherkapazität und -leistung angeht“, so Drexlin-Runde. Die Entscheidung über eine optimale Dimensionierung und Zyklenzahl ist daher eine Abwägung zwischen Kosten und Ertragschancen: Den höheren Investitions- und Betriebskosten von größeren Anlagen stehen auch potenziell höhere Erträge gegenüber.

Möglichkeiten ergeben sich für Vattenfall darüber hinaus durch die Vermarktung von Strom aus Großbatterien im Energiehandel. Das betrifft nicht nur eigene Speicher, sondern auch Batterien anderer Marktteilnehmer, die von Vattenfall zu einem Fixpreis unter Vertrag genommen und für einen bestimmten Zeitraum wie eine eigene Anlage bewirtschaftet werden. Vattenfall plant, auf diese Weise in den kommenden Jahren bis zu 1,5 Gigawatt Großbatterieleistung im Strommarkt zu platzieren. „Die zentrale Frage ist hier immer: Wo ist die Flexibilität am sinnvollsten einsetzbar, wo bringt sie dem Markt den größten Nutzen?“, erklärt Drexlin-Runde.

Je nachdem kann dies der Großhandelsmarkt für Strom sein – Day ahead oder Intraday – auf dem sich Käufer und Verkäufer finden oder aber der sogenannte Regelenergiemarkt, der der Netzstabilisierung dient und von den Übertragungsnetzbetreibern gesteuert wird. „Wo auch immer sie zum Einsatz kommen, überbrücken Batterien als flexible Speicher regionale und zeitliche Ineffizienzen im Strommarkt“, betont Drexlin-Runde. „Sie dienen damit der Energiewende und tragen ihren Teil dazu bei, unsere Vision von einem fossilfreien Leben Realität werden zu lassen.“ Aufgrund ihrer Leistung für das Gesamtsystem fallen auf bis 2029 in Betrieb genommene Batteriespeicher 20 Jahre lang keine Netzentgelte auf eingespeisten Strom an.

Zugute kommt Vattenfall in diesem Zusammenhang jahrzehntelange Erfahrung in Betrieb und Vermarktung von Strom aus Pumpspeicherkraftwerken. Vattenfall betreibt hierzulande Pumpspeicherwerke und kleinere Laufwasserkraftwerke mit einer installierten Leistung von rund 2.800 Megawatt, darunter die beiden größten deutschen Pumpspeicherwerke Goldisthal in Thüringen mit 1.060 Megawatt und Markersbach im Erzgebirge mit 1.050 Megawatt. „Die kurzfristige Vermarktung von Strom aus flexiblen Anlagen quer durch Großhandel und Regelenergiemärkte auf Basis von Automatisierungstools und Algorithmen ist für uns daher nichts Unbekanntes, sondern routinierte und geübte Praxis“, betont Drexlin-Runde.

Während Pumpspeicherkraftwerke aufgrund ihrer Hydraulik Flexibilität über längere Zyklen bereitstellen, können Großbatterien Strom sehr viel kurzfristiger ein- und ausspeisen – sie erweitern demzufolge die Möglichkeiten flexibler Speicherung und Vermarktung bei Vattenfall. „Bei der Steuerung und Optimierung von Batterien – meist in direkter Nachbarschaft zu Windfarmen oder Solarparks als sogenannte Co-Location – können wir damit auf einen umfangreichen und wertvollen Erfahrungsschatz zurückgreifen“, so Drexlin-Runde. Derzeit konzentriert sich Vattenfall vor allem auf die Vermarktung von Projekten ab 50 Megawatt.

[1] Genehmigung des Szenariorahmens 2023-2037/2045 (netzausbau.de)

Ihr Ansprechpartner für weitere Informationen:

Dr. Christian Jekat
Vattenfall GmbH

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