Rubu

Industriedenkmal Kraftwerk Rummelsburg

Das Kraftwerk Rummelsburg im Berliner Bezirk Lichtenberg wird 1907 in Betrieb genommen und schreibt Kraftwerksgeschichte. Bis 1966 liefert es Energie für die Hauptstadt. Später zum Industriedenkmal gekürt, wird es nun mit einem neuen Investor kulturellen Zwecken dienen.

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Wer das alte Kraftwerk an der Rummelsburger Bucht zum ersten Mal betritt ist überwältigt. In der riesigen Halle steht die Zeit still. Ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seit Maschinen hier ein letztes Mal liefen. Dann wurden sie ausgebaut und es blieb allein der eindrucksvolle Raum, der ahnen lässt, dass hier einmal Berliner Kraftwerksgeschichte geschrieben wurde.

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Kraftwerk Rummelsburg – Bau des Kesselhauses im Jahre 1925, Quelle: Vattenfall

 

Eine Geschichte, die im Sommer 1906 beginnt. Die Berliner Kraftwerksressourcen sind zu dieser Zeit an ihre Leistungsgrenze gekommen und alle Anträge auf neue Anschlüsse an das Stromnetz müssen abgelehnt werden. Für den Bau eines dringend benötigten neuen Kraftwerks bietet das Grundstück am Ufer der Rummelsburger Bucht ideale Voraussetzungen. Im Osten garantiert die Spree eine einfache Kohlezufuhr und die Wasserversorgung. Im Westen kann das Grundstück an die Rummelsburger Landstraße und die Eisenbahn angeschlossen werden.

Rekordleistungen bei Planung und Bau

Vom Grundstückskauf über die Entwicklung mehrerer Planungsvarianten sind bis zur Inbetriebnahme im November 1907 kaum eineinhalb Jahre vergangen.

Um das straffe Programm in kürzester Zeit umzusetzen, wird das Kraftwerk in vier Bauabschnitte unterteilt, die schrittweise in den folgenden zehn Jahren ausgeführt werden. Die Bauabschnitte bieten den Vorteil, dass schnell mit der Stromproduktion begonnen werden kann. Zugleich ist es günstig, die Bauleistungen und die teuren Maschinen erst zu bestellen, wenn die Nachfrage auch gesichert ist.

Erst 1917 erreicht die Halle auf diese Weise ihre volle Länge und erst jetzt ragen aus dem Kesselhaus vier Schornsteine auf, die mit ihrer Höhe von 80 Metern stolz mit der Siegessäule im Stadtzentrum verglichen werden. Die bringt es nämlich nur auf 60 Meter. Von Anfang an ist das Kraftwerk Rummelsburg das modernste in Berlin.

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Kraftwerk Rummelsburg 1907, Quelle: Vattenfall

50 Jahre Kraftwerksgeschichte

In den Jahren des Ersten Weltkriegs läuft das Kraftwerk im Dauerbetrieb und versorgt die Stadt und das benachbarte Aluminiumwerk mit Energie.

Als in den 1920er Jahren der großmaßstäbliche Ausbau der Berliner Elektrizitätswerke geplant wird, ist auch das Kraftwerk Rummelsburg wieder dabei: Im Süden wird das Maschinen- und Kesselhaus nach Plänen von Hans Heinrich Müller und Felix Thümen mit einem eindrucksvollen Anbau erweitert und 1929 in Betrieb genommen.

Vom Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont, liefert das Kraftwerk nach kleinen Reparaturen schnell wieder dringend benötigten Strom für die Trümmerstadt Berlin.

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Ein Blick in die Maschinenhalle, Quelle: Vattenfall

 

Bis 1966 laufen die Maschinen, als der Beschluss zur Stilllegung des Werkes erfolgt. Durch den Dauerbetrieb an die Grenzen seiner Leistung geführt, fällt nach einem halben Jahrhundert der Vorhang. Die vier hohen Schornsteine werden abgetragen, die Maschinen ausgebaut und die Halle von nun an als Lager genutzt.

Späte Ehre: Kraftwerk wird zum Denkmal 

Es dauert rund zwanzig Jahre, bis das alte Kraftwerk zu neuen Ehren kommt. 1987, zur 750-Jahr-Feier der Doppelstadt Berlin, werden das Maschinen- und Kesselhaus von Kennern und Forschern neu entdeckt und in die Denkmalliste der Stadt aufgenommen. Eine neue Nutzung indes ist damit nicht gefunden und als das Kraftwerk zehn Jahre später genauer untersucht wird, ist das Kesselhaus nicht mehr zu halten. Das Tragwerk ist ermüdet und vom Einsturz bedroht. Seit 2001 vermittelt allein die mächtige Maschinenhalle und die gesicherte Südfassade des Kesselhauses die bewegte Geschichte des Standorts.

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Ein Ort, der seitdem viele Besucherinnen und Besucher begeistert und inspiriert. Nach einer Vielzahl von Veranstaltungen, die im und um das Kraftwerk stattfanden, wird jetzt mit dem Verkauf eine neue Seite im Geschichtsbuch aufgeschlagen. Der neue Investor, das benachbarte Funkhaus Berlin, möchte das Areal in sein Event-Location-Konzept integrieren.

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Das Industriedenkmal als Event-Location und Filmkulisse. Hier beim Filmdreh zu „Tornado“ im September 2005, Fotos: Vattenfall

 

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