Was Vattenfall von seinen Talenten erwartet

Was macht ein erfolgreiches Talent bei Vattenfall aus? Laut Rainer Schulze, Head of Talent & People Development, sind es nicht nur Qualifikationen, sondern eine Kombination aus klarem Wertebezug, strukturiertem Denken, Eigenverantwortung und Vernetzungsfähigkeit. Die stark ingenieurgeprägte Unternehmenskultur verlangt nach Menschen, die sich mit dem Purpose des Unternehmens identifizieren und bereit sind, über Fachgrenzen hinweg Verantwortung zu übernehmen.

Rainer Schulze, Head of Talent & People Development bei Vattenfall

Im Gespräch: Rainer Schulze, Head of Talent & People Development bei Vattenfall, über Kulturwandel, Führungsverständnis und ungewöhnliche Karrieren.

Herr Schulze, wenn Sie heute auf Ihren Karriereweg bei Vattenfall zurückblicken – was hat Sie besonders geprägt? Was war vielleicht überraschend anders, als Sie es erwartet hätten?

Ich bin ursprünglich aus ganz anderen Branchen zu Vattenfall gekommen – Automobilindustrie, Logistik, Medien. Diese waren damals von vielen Veränderungen geprägt. Als ich dann hier bei Vattenfall anfing, wurde mir prophezeit, dass ich mich in dieser „konservativen Branche“ zu Tode langweilen würde. Heute, 15 Jahre später, kann ich sagen: Das Gegenteil ist der Fall. Die Energiewirtschaft – und mit ihr Vattenfall – hat in dieser Zeit wohl mehr Veränderungen durchlebt als viele andere Industrien.

...flachere Hierarchien, informeller Umgang, Gleichberechtigung, Diversity. Der skandinavische Einfluss hat die Unternehmenskultur stark zum Vorteil geprägt.

Ob Internationalisierung, Strompreisentwicklung oder Rekommunalisierung – es gab enorm viele Umbrüche. Als besonders überraschend empfand ich die kulturelle Transformation. Während frühere Arbeitgeber ihren Hauptsitz in Deutschland hatten, war Vattenfall mein erstes Unternehmen mit Muttergesellschaft in Schweden. Ich hatte die kulturellen Unterschiede zunächst unterschätzt. Heute sind sie unübersehbar – und das meine ich durchweg positiv: flachere Hierarchien, informeller Umgang, Gleichberechtigung, Diversity. Der skandinavische Einfluss hat die Unternehmenskultur stark geprägt – zum Vorteil.

Was bedeutet die Vision einer fossilfreien Zukunft konkret für Ihre Personalstrategie?

Dieser Purpose, unser Einsatz für eine Zukunft, in der jeder fossilfreie Wege wählen kann, um sich fortzubewegen, Dinge herzustellen und zu leben hat eine enorme Anziehungskraft.

Dieser Purpose – unser Einsatz für eine Zukunft, in der jeder fossilfreie Wege wählen kann, um sich fortzubewegen, Dinge herzustellen und zu leben – hat eine enorme Anziehungskraft. Als Arbeitgeber profitieren wir stark davon. Viele Bewerberinnen und Bewerber identifizieren sich glaubhaft mit dieser Vision. Für uns ist das wiederum ein entscheidendes Kriterium in der Auswahl neuer Talente. 

Zudem arbeiten wir intensiv daran, Mitarbeitende bereichsübergreifend zu entwickeln. Als integriertes Unternehmen decken wir die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Erzeugung bis zum Vertrieb. Das ist ein riesiger Vorteil für Perspektivwechsel und interdisziplinäres Lernen. Gleichzeitig ist es herausfordernd: Manche Bereiche sind rein schwedisch geprägt, da kommt man ohne Sprachkenntnisse nicht weit. Unser Ziel ist, mehr Talente zu fördern, die die Energiewelt ganzheitlich verstehen – über Silos und Ländergrenzen hinweg.

Wie gelingt es Ihnen, dieses Wir-Gefühl bei 21.000 Mitarbeitenden europaweit zu schaffen?

Zwei Dinge sind dafür zentral: Erstens unser Purpose, der Orientierung gibt. Wir glauben an eine fossilfreie Zukunft. Jede und jeder weiß, wie sie oder er seinen Teil dazu beitragen kann, damit es klappt. Zweitens unsere Führungskultur. Wir haben ein neues Modell eingeführt: LEAD – das steht für Lead Yourself, Enable People, Align Teams, Drive Performance. Es geht um Selbstführung, Verantwortungsübernahme, Teamarbeit und klare Zielorientierung. Das ist unser gemeinsamer Nenner. 

Wir wollen eine Kultur, die motiviert, verbindet und dennoch Raum für Vielfalt lässt.

Wir wollen eine Kultur, die motiviert, verbindet – und dennoch Raum für Vielfalt lässt. Denn Strom kann man nicht anfassen oder vorzeigen wie ein Auto. Unsere Identifikation entsteht über unsere Rolle in der Gesellschaft – das macht sie umso bedeutungsvoller.

Können Sie ein Beispiel für eine unkonventionelle Karriere bei Vattenfall nennen?

Ein aktuelles Beispiel ist die neue Chefin unseres internationalen Erneuerbaren-Geschäfts. Sie wurde vor Jahren einmal zur Strategiechefin ernannt – kurz bevor sie mitteilte, dass sie ihr zweites Kind erwartet. Einige rieten damals, den Posten neu zu besetzen. Aber unser damaliger CEO sagte: „Sie kommt wieder – und sie wird den Job gut machen.“ Und genau so kam es. 

Später lehnte sie bewusst eine höher eingestufte Position ab, um operative Erfahrung zu sammeln. Sie hat einen Schritt zurück gemacht, um perspektivisch nach vorne zu kommen. Das zeigt: Auch Umwege können zum Ziel führen. Entscheidend sind Mut und Eigenverantwortung.

Was müssen Menschen mitbringen, um gut zu Vattenfall zu passen?

Eine Identifikation mit unserem Purpose ist essenziell. Außerdem: strukturiertes Denken – wir sind ein sehr ingenieurgeprägtes Unternehmen –, Eigenverantwortung, Kommunikationsstärke und die Fähigkeit, sich schnell zu vernetzen. 

Wer sich ausschließlich auf Prozesse verlässt, wird es schwer haben. Die erfolgreichsten Neueinsteigerinnen und -einsteiger der letzten Jahre haben sich aktiv vernetzt, gute Fragen gestellt und Verantwortung übernommen – auch jenseits ihres Fachbereichs.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview erschien am 1. Juli 2025 im Berufswelt Journal: 
Rainer Schulze von Vattenfall über Karrieren, Selbstführung & Diversität

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