Nach über 100 Jahren: Elektrofahrzeuge wieder auf dem Vormarsch

Keine Abgase, kein Lärm und keine hässlichen Tankstellen, sondern leise, saubere Autos, die mit erneuerbarer Energie statt mit fossilen Kraftstoffen betrieben werden. Das mag wie ein Bild aus der Zukunft klingen, aber wir hatten dies schon einmal. Vor über einem Jahrhundert waren es Elektromotoren, die die Pferdekutschen ersetzten. Elektromobilität wird im 21. Jahrhundert nicht erfunden, sie wird wiederbelebt.

Die Geschichte des Automobils ist geprägt von Auspuffrohren, Benzinpumpen und Dieselabgasen. Im 20. Jahrhundert hatte man Elektromobilität kaum auf dem Radar. Der aktuelle Trend zur Elektromobilität scheint beispiellos zu sein, aber die Vergangenheit erzählt eine andere Geschichte. Eine Geschichte, die wir aufgrund der Vorherrschaft der fossilen Kraftstoffe im 20. Jahrhundert vergessen hatten.

Die bevorzugte Wahl

Bereits 1881, fünf Jahre bevor Carl Benz das erste Auto mit Verbrennungsmotor patentierte, stellte der französische Erfinder und Ingenieur Gustave Trouvé sein erstes Elektrofahrzeug vor. Es schaffte zwar nur 12 Stundenkilometer, aber wenig später folgten schnellere Modelle. 1889 überschritt ein batteriebetriebener Rennwagen als erstes Fahrzeug der Welt die Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde. Das Elektroauto war im Begriff, die Welt der Mobilität zu verändern.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es allein in den USA mehr als 60.000 batteriebetriebene Autos. Während das Pferd immer noch das beliebteste Verkehrsmittel war, erfreuten sich Elektrofahrzeuge immer größerer Beliebtheit. So sehr, dass sie zu Beginn des Ersten Weltkriegs gegenüber benzin- oder dampfbetriebenen Fahrzeugen bevorzugt wurden. Feuerwehr, Postzusteller und Stadtbewohner, sie alle fuhren elektrisch. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. hatte sogar mehrere Elektrofahrzeuge in seinem Fuhrpark. Er zog sie den, wie er es nannte, „stinkenden Benzinautos“ vor.

Die Elektrofahrzeuge hatten eine Reichweite von 80 Kilometern mit einer vollen Batterie, waren leise, fuhren geschmeidig und der Motor musste zum Starten nicht angekurbelt werden. Einige Modelle verfügten über eine elektrische Innenbeleuchtung, Scheinwerfer und manche sogar eine Fußbodenheizung. Benzinfahrzeuge hingegen erforderten viel Kraftaufwand beim Fahren, mussten mit einer Handkurbel gestartet werden und erzeugten viel Lärm und Abgase. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schien Elektrizität die Zukunft zu prägen.

Elektro-Lastwagen, ca. 1950 Quelle: Bewag-Archiv

Der Niedergang

Warum sind wir also jemals von der Elektromobilität abgerückt? Ironischerweise trug eine elektrische Erfindung dazu bei, die Vorherrschaft von Elektrofahrzeugen zu beenden. 1911 entwickelte der amerikanische Erfinder Charles Kettering, der auch frühe Versionen des Marschflugkörpers und der elektrischen Registrierkasse entwickelte, ein elektrisches Zündsystem für Fahrzeuge. Damit konnten Benzinmotoren ohne Kurbel gestartet werden und ebenso leicht und schnell wie ihre elektrischen Konkurrenten losfahren.

Höhere Geschwindigkeiten, niedrige Ölpreise und eine clevere Marketingkampagne für benzinbetriebene Fahrzeuge führten nach 1920 zu einem drastischen Rückgang der Entwicklung von elektrischen Personenkraftwagen. Mit jedem Jahr, das verging, gewöhnte sich die Welt mehr und mehr an eine mit fossilen Brennstoffen bewegte Gesellschaft. Es dauerte nicht lange, bis Elektromotoren nur noch in Golfcarts und Gabelstaplern zu finden waren.

Der wachsende Wohlstand nach dem Zweiten Weltkrieg führte zu einem Anstieg der Zahl der Personenkraftwagen. Bald konnte sich fast jeder Haushalt ein Auto leisten. Und der Gedanke, dass ihr neues Fahrzeug elektrisch sein könnte, kam ihnen gar nicht in den Sinn. Jahrzehntelange Forschungsarbeit und die Entwicklung von Verbrennungsmotoren machten das Elektrofahrzeug zu einem Gegenstand, der nur in dystopischen Comics und Filmen zu finden war.

Krise des Verbrennungsmotors

Doch dann bekam die Vorherrschaft des Verbrennungsmotors erste Risse. Die Ölkrise in den 1970er Jahren und das wachsende Umweltbewusstsein durch die Klimakrise ließen das Interesse am elektrischen Fahren wieder aufleben. Die Entwicklung verlief nach der Einführung des Hybridautos um die Jahrtausendwende rasant. Von diesem Zeitpunkt an flossen die Forschungs- und Entwicklungsbudgets in Elektroautos. Das war der Anfang vom Ende des mit fossilen Brennstoffen betriebenen Autos.

Das Innere eines Toyota Prius mit Hybridantrie Quelle: Louwman Museum

Auch wenn der Anteil der Elektroautos in Europa noch im einstelligen Bereich liegt, ändert sich dies schnell. In einigen europäischen Ländern werden bereits mehr Elektroautos als mit fossilen Kraftstoffen betriebene Fahrzeuge verkauft. Was vor 100 Jahren mit den Elektroautos geschah, wiederholt sich nun in umgekehrter Richtung.

Museum der fossilen Brennstoffe

Es ist bemerkenswert, wie wir uns durch die häufige Nutzung des Verbrennungsmotors an fossile Kraftstoffe gewöhnt haben. Das Vattenfall Museum of Fossil Fuels zeigt den Übergang zum elektrischen Fahren und wie sich dies auf unsere Wahrnehmung von Abgasen, Kohle und Benzin auswirkt. Fossile Kraftstoffe entwickeln sich rasch zu einem veralteten Konzept, das ins Museum gehört.

Wiedergeburt

Die kurze Geschichte des Automobils ist ein perfektes Beispiel dafür, dass die Menschheit, ähnlich wie elektrischer Strom, den Weg des geringsten Widerstands geht. Eine kleine Neuerung – die elektrische Zündung – veränderte den Lauf der Geschichte völlig, indem sie den Verbrennungsmotor zum Fahrzeug mit dem geringsten Widerstand machte. Hätten die Vordenker der 1920er Jahre die Welt von heute beobachten können, hätten sie ihr Geld zweifellos anders angelegt.

Manchmal scheint dieser Weg des geringsten Widerstands der richtige zu sein, während er sich im Nachhinein als Irrweg herausstellt.

Während niemand vorhersagen kann, was die Zukunft für uns bereithält, hat uns das vergangene Jahrhundert gelehrt, offen für Neues zu bleiben. Kombiniert mit den rasanten technologischen Entwicklungen kann man nur zum Schluss kommen: Die Zukunft ist elektrisierend!

Das frühe Elektroauto Landaulet Columbia, ca. 1899 / Quelle: Louwman Museum


Vattenfall: Elektromobilität seit 1900

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Frühe Geschichte der Elektromobilität in Deutschland mit der Bewag

1900 wurde fast die Hälfte der Berliner Stromversorgung für Straßenbahnen genutzt und gleichzeitig wurden die ersten Elektrofahrzeuge eingeführt. 

Die Bewag (die 2002 mit Vattenfall fusioniert wurde) betrieb in den Jahren nach 1900 verschiedene Elektrofahrzeuge. Drei Beispiele sind auf den Fotos zu sehen.

Mars II

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Europas einziger Mars II Electric wurde 1968 von Vattenfall als Pilotprojekt in den USA gekauft und etwa zehn Jahre später an eine Privatperson verkauft. Es handelt sich um einen Renault 10, der mit 20 je 41 kg schweren Blei-Kobalt-Batterien auf Elektroantrieb umgerüstet wurde. Die Batterien lieferten eine Spannung von insgesamt 120 Volt und brachten 15 PS. Bei einem Gesamtgewicht von 1.950 kg wurde eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h und eine Reichweite von fast 200 km erreicht. Schon damals konnte man durch Schnellladung die Batterien in 45 Minuten zu 80 Prozent aufladen.

Vattenfall ist eine Partnerschaft mit der schwedischen Autozeitschrift Klassiker eingegangen, um das Auto zu renovieren und fit für die heutigen Straßen zu machen.

Mars II Elektro | Klassiker (Schwedisch)

Volvo V60 Plug in Hybrid 

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2009 gingen Vattenfall und Volvo eine Partnerschaft ein, um das weltweit erste Diesel-Plug-in-Hybridauto, das Modell V60, herzustellen, das im März 2012 auf dem Genfer Autosalon vorgestellt wurde. Vattenfall brachte seine Expertise bei der Elektrifizierung in die Partnerschaft ein und Volvo stellte wertvolles industrielles Know-how zur Verfügung.

Man rechnete mit einem Absatz von 175.000 Fahrzeugen, aber alle Erwartungen wurden übertroffen. Verkauft wurden schließlich fast 275.000 Volvo Fahrzeuge mit der Plug-in-Technologie. Im Dezember 2020 wurde das Joint Venture aufgelöst, doch es kann auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit zurückblicken, die in vielerlei Hinsicht den Weg für Elektrofahrzeuge geebnet hat.

Weitere Informationen:
Profitable Kooperation für Plug-in-Auto mit Volvo – Vattenfall (in Englisch)

 

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Cake

Vattenfall und der schwedische Hersteller von Elektro-Motorrädern CAKE arbeiten zusammen, um Fachwissen und Know-how in ihren jeweiligen Kompetenzbereichen auszutauschen. Ziel ist es, das erste wirklich fossilfreie Elektro-Motorrad zu entwickeln.

Die Zusammenarbeit bündelt wissenschaftliche Kompetenzen von Vattenfall und CAKE sowie externen Spezialisten auf dem Weg zum fossilfreien Motorrad, das 2025 serienreif sein soll.

Weitere Informationen über diese Zusammenarbeit: CAKE - Vattenfall

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