Klimawandel: sechs Wege zu erfolgreicherer Kommunikation

Studien zeigen, dass die Menschen der düsteren Klimaberichterstattung überdrüssig sind und nicht mehr hinhören. Dass sich die breite Öffentlichkeit weiter für das Thema interessiert, ist jedoch von entscheidender Bedeutung, wenn die dringend erforderliche Energiewende Wirklichkeit werden soll. Alexandra Borchardt, Wissenschaftlerin und Journalistin, gibt sechs wertvolle Tipps, wie dies gelingen kann.

Forscher sind sich einig, dass die Flut alarmierender Klimanachrichten zu Desensibilisierung und Verzweiflung in der Öffentlichkeit führt. Daher ist es zwingend notwendig, Wege zu finden, über den Klimawandel zu kommunizieren, ohne an dem „Bad-News“-Problem zu scheitern. 

Climate communication event

Um diese Strategien näher zu beleuchten und praktische Erkenntnisse auszutauschen, wird Alexandra Borchardt eine der Hauptrednerinnen auf unserer kommenden Konferenz mit dem Titel „Kann Klimakommunikation das Problem der schlechten Nachrichten überwinden?“ sein.
Melden Sie sich hier zu diesem besonderen interaktiven Hybrid-Event an,
das am Dienstag, dem 24. September 2024, aus der historischen Bibliothèque Solvay in Brüssel übertragen wird.

Alexandra Borchardt ist unabhängige Journalistin, Wissenschaftlerin und Beraterin sowie Vorstandsmitglied des Constructive Institute in Aarhus, Dänemark, das konstruktiven Journalismus fördert und dabei den Schwerpunkt auf Lösungen und eine ausgewogene Berichterstattung legt. 

In diesem Artikel gibt Borchardt sechs wichtige Tipps, wie sich verhindern lässt, dass die Menschen ihre Augen und Ohren verschließen, wenn über den Klimawandel berichtet wird. 

1: Die Macht des Überbringers

Die Sprache und das Bildmaterial an die jeweiligen Zielgruppen anzupassen, entscheidet über deren Interesse und Engagement. „Wir müssen die Menschen auf den Plattformen erreichen, auf denen sie präsent sind, und durch Stimmen, denen sie vertrauen“, ist Borchardt überzeugt. „Fakten allein helfen nicht weiter. Die Forschung zeigt, dass ein Mehr an Informationen nicht unbedingt zu einem Meinungsumschwung führen; die Glaubwürdigkeit des Überbringers ist ausschlaggebend. Das Publikum interessiert sich mehr für Klimanachrichten von Leuten, denen es vertraut.“  

„Das hängt ganz von der Zielgruppe ab, die Sie ansprechen wollen“, führt sie aus. „Wohlhabende Menschen könnten beispielsweise ihresgleichen, die ihren Lebensstil geändert haben, glaubwürdiger finden, während einkommensschwache Menschen kosteneffiziente und praktische Lösungen brauchen.“ 

2: Hoffnung geben und Handlungsfähigkeit stärken

Eine Schlüsselinitiative des Constructive Institute ist das Climate Explorer Fellowship. Das Forschungsprogramm brachte fünf Klimajournalisten aus fünf Kontinenten mit dem Ziel zusammen, neue Wege einer konstruktiven Berichterstattung über den Klimawandel mit einer konstruktiven Sichtweise zu finden. Aus ihrer Arbeit ergibt sich als zentrale Erkenntnis, dass es gilt, Hoffnung zu vermitteln, anstatt auf apokalyptische Berichterstattung zu setzen – und sich an die wissenschaftlichen Fakten zu halten. 

Berichte über das Klima, so stellte sich heraus, sollten handlungsfähige Lösungen hervorheben, nicht nur katastrophale Folgen. Sie sollten gemeinschaftliche Anpassungen und Bemühungen zur Schadensbegrenzung hervorheben und die Leser zum Handeln anregen. 

„Das Gegenmittel gegen die Klimaangst ist, den Menschen zu helfen, ins Handeln zu kommen, d. h. ihnen zu vermitteln, wie sie etwas an der Situation ändern können“, sagt Borchardt. „Klimaschutz braucht Hoffnung“ 

3: Demokratische Gespräche fördern

In ähnlicher Weise, so Borchardt, sollten ein wirkungsvoller Klimajournalismus und die Kommunikation darüber die Diskussion über potenzielle Lösungen in einem demokratischen Rahmen erleichtern und so das öffentliche Engagement fördern und den politischen Willen formen. Die Klimakommunikation sollte den Schwerpunkt von Konflikten auf Zusammenarbeit verlagern und den Blick auf gemeinsame Anstrengungen zur Bewältigung des Klimawandels richten. Borchardt weist auf den Erfolg von Gemeinschaftsprojekten wie „Sinking Cities“ von Hostwriter als Modelle für eine funktionierende Klimakommunikation hin. 

4: Lokale und vielfältige Berichterstattung

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist laut Borchardt, dass Klimajournalismus und Klimakommunikation im lokalen Kontext verankert sein müssen. Für lokale Geschichten sind die Menschen empfänglicher, da sie einen direkten Bezug zur Umgebung und zum Alltag vor Ort herstellen. Eine vielfältige Berichterstattung, vor allem aus dem globalen Süden, bereichert das Thema. Als Beispiel für eine lokal verankerte Berichterstattung, die bei den Lesern wirklich ankommt, nennt Borchardt die lokalen Wärmekarten der Canadian Broadcasting Corporation: eine wirkungsvolle Methode, um Klimadaten nachvollziehbar zu machen und Perspektiven zum Handeln zu geben.  

5: Keine falsche Ausgewogenheit mehr

Journalisten müssen das falsche Konzept von Ausgewogenheit aufgeben, das den Leugnern der Klimafolgen das gleiche Gewicht einräumt. Die Berichterstattung sollte mit dem etablierten wissenschaftlichen Konsens beginnen und die evidenzbasierte Realität des Klimawandels erläutern. Fehlinformationen sollte nicht noch mehr Raum gegeben werden. Das Climate Explorer Fellowship fand heraus, dass mehrere weltweite Studien zeigen, dass die Menschen in allen Ländern den Klimawandel als Realität akzeptieren und auch anerkennen, dass dieser staatlicherseits eine hohe Priorität haben sollte.  

6: Komplexe Sachverhalte vereinfachen

Um ein breiteres Publikum zu erreichen, müssen Berichte über das Klima nachvollziehbar und verständlich sein. Die Berichterstattung sollte es vermeiden, die Leser mit langen Zeiträumen und komplexen Messgrößen zu überfordern. Stattdessen sollte es um unmittelbare, greifbare Auswirkungen und praktische Lösungen gehen. Borchardt schlägt vor, „Humor, visuelles Storytelling und Beispiele aus dem täglichen Leben einzusetzen, um komplexe Themen verständlich zu machen.“ 

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