
Das Beste aus beiden Welten – neues Projekt nutzt Offshore-Windparks für die Zucht von Meeresalgen für die Lebensmittelproduktion
Vesterhav Syd, direkt vor der dänischen Küste, ist einer der Offshore-Windparks von Vattenfall. Hier wird nicht nur fossilfreier Strom, sondern auch Nahrung in Form von Algen produziert. Tatsächlich sind die mit diesen Algen hergestellten Wind Farm Seaweed Snacks so lecker, dass Samuel L. Jackson – Schauspielikone, ehemaliger Student der Meeresbiologie und Star der neuesten Kampagne von Vattenfall – sie als „richtig abgefahrenes Gourmetzeug“ bezeichnet.
Fossilfreie Stromerzeugung erfordert Platz für Solar- und Windparks. Wie können wir das Beste aus diesen Gebieten für die Energieerzeugung herausholen? Diese Frage war der Ausgangspunkt für das WIN@sea-Projekt. Vattenfalls Offshore-Windparks, Kriegers Flak und Vesterhav Syd in Dänemark, liefern bereits fossilfreien Strom – aber könnten die Gebiete noch einen anderen Beitrag leisten?
Effizientere Flächennutzung
Annette Bruhn, Forscherin an der Universität Aarhus und Expertin für Algen und Algenzucht, hatte jahrelang daran gearbeitet, Offshore-Windkraftunternehmen vom Potenzial der Kombination von Stromerzeugung und Nahrungsmittelproduktion mit Algen und Muscheln zu überzeugen.
Sie und ihr Team leiten nun seit mehr als der Hälfte der vierjährigen Laufzeit das Projekt WIN@sea in Kriegers Flak in Dänemark – und haben im vergangenen Jahr Vesterhav Syd in das Projekt aufgenommen. Für Bruhn liegt der Schwerpunkt von WIN@sea auf der intelligenten Nutzung bereits genutzter und damit naturbelasteter Gebiete für möglichst viele naturpositive Zwecke, ein Konzept, das als „marine multi-use“ bekannt ist.
„Die Bedingungen für die Algenproduktion sind nicht unbedingt in allen Windparks ideal. Aber wenn ein Gebiet im Meer vorhanden ist, das bereits für eine bestimmte Nutzung vorgesehen ist, ist es unserer Meinung nach sinnvoll zu prüfen, ob wir dort auch andere Aktivitäten konzentrieren können. Auf diese Weise können wir die Fläche effizienter nutzen, und andere Bereiche schützen. Es handelt sich um ein duales Konzept, bei dem der menschliche Zugang in einigen Gebieten eingeschränkt oder konzentriert wird, um den Zugang zu anderen Gebieten zu minimieren.“
Nachhaltiger Strom und Lebensmittel vom selben Standort
Aus Sicht der Forschung können Windparks zur Überwachung der Meeresumwelt und zur Sammlung von Daten über die Biodiversität genutzt werden. Aus ökologischer Sicht kann die Produktion von Algen und Muscheln zur Regeneration der umgebenden Meeresumwelt beitragen, indem sie Kohlendioxid und überschüssige Nährstoffe aus dem Wasser aufnehmen. Dies sind nur zwei Möglichkeiten, die über den Hauptzweck der fossilfreien Stromerzeugung hinausgehen.
"Wenn wir alles auf die richtige, intelligente Art und Weise kombinieren können, werden wir in der Lage sein, auf derselben Fläche sowohl fossilfreien Strom als auch nachhaltige Nahrungsmittel zu produzieren. Möglicherweise können wir auch die Kohlendioxidemissionen verringern und Geld sparen, wenn wir für beide Zwecke dieselben Schiffe und dieselbe Besatzung einsetzen."
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Wichtige Erkenntnisse für die Zukunft
WIN@sea hat bereits zwei Algen- und eine Muschelsaison hinter sich, und Bruhn und ihr Team können erste Erfolge verzeichnen. Ihre Arbeit umfasst nun die Analyse der Sicherheit der Lebensmittelproduktion und der Wachstumsmodelle sowie die Entwicklung von Instrumenten zur breiteren Erprobung der Methode. Außerdem wird eine umfassende Lebenszyklusanalyse durchgeführt, um herauszufinden, wie die doppelte Nutzung des Meeresraums die Wirtschaft und die Umwelt am besten beeinflussen kann.
Im Herbst werden in Vesterhav Syd neue Seetangkulturen angelegt, während die Kultivierung in Kriegers Flak im Juli 2025 eingestellt wurde.
Eine der besonderen Herausforderungen für Kriegers Flak ist der geringere Salzgehalt des Brackwassers der Ostsee, der sich negativ auf das Muschel- und Algenwachstum auswirkt.
WIN@sea konzentriert sich jedoch nicht auf die kommerzielle Produktion hier und jetzt – es handelt sich in erster Linie um ein Pilotprojekt, das als Grundlage für zukünftige Initiativen dienen soll.
„Wir wussten von Anfang an, dass Kriegers Flak kein optimaler Ort für den Anbau von Algen und Muscheln sein würde. Aber es ist wertvoll, die Wechselwirkungen der gemeinsamen Nutzung von Infrastruktur, Menschen und Serviceleistungen zu testen. Die Ergebnisse sind auch deshalb wertvoll, weil sie in ein Modell einfließen, mit dem wir günstige und ungünstige Standorte für die Produktion von Meeresfrüchten identifizieren können. So können wir jegliche Zuchtbemühungen in Gebieten einstellen, in denen sie keinen Sinn machen. Und dann freuen wir uns darauf, die Arbeit in Vesterhav Syd fortzusetzen, wo der Salzgehalt der Nordsee höher und die Nährstoffverfügbarkeit größer ist.“
Das vielleicht wichtigste Ergebnis war der Nachweis, dass es tatsächlich möglich ist, Offshore-Stromerzeugung und Nahrungsmittelproduktion zu kombinieren. Annette Bruhn und ihr Team haben bereits mit Versuchen im Vattenfall Windpark Vesterhav Syd an der Westküste Dänemarks begonnen, wo der Salzgehalt der Nordsee höher und die Nährstoffverfügbarkeit größer ist.
Positive Auswirkungen auf die Meeresumwelt
Bruhn stellt auch ein großes internationales Interesse an dem Projekt fest. Da neue Genehmigungen für Offshore-Windparks den Nachweis einer positiven oder zumindest neutralen Auswirkung auf die Umwelt erfordern, zeigen Projekte wie WIN@sea einen möglichen Weg auf.
„Unser Modell kann zeigen, wo der beste Ertrag an Muscheln und Algen erzielt werden kann und wo die Stickstoff- und Phosphoraufnahme am höchsten ist. Dies zeigt, dass solche Projekte positive Auswirkungen auf die Meeresumwelt haben und auch dazu beitragen können, das ökologische Gleichgewicht zu bestimmen, sodass man weiß, in welchem Umfang Muschel- und Algenzucht in einem bestimmten Gebiet betrieben werden kann, ohne das Gleichgewicht des bestehenden Ökosystems zu stören. “

Annette Bruhn, Forscherin an der Universität Aarhus und Expertin für Algen und Algenzucht