Warum Perowskit in der Welt der Solartechnik so angesagt ist

Das Wort des Tages in der Solarenergiebranche: Perowskit. Ist dieses Material, das sich als wirksam und flexibel erwiesen hat, tatsächlich der neue Hoffnungsträger? Auf der ganzen Welt stehen Forschende in den Startlöchern, um das herauszufinden. 

Über Perowskit

Perowskit bezeichnet eine Klasse von Materialien, die eine bestimmte Kristallstruktur aufweisen und nach dem Mineral Perowskit benannt sind, das der russische Wissenschaftler Lew Perowski im Uralgebirge entdeckte. Chemisch betrachtet bestehen sie häufig aus Verbindungen, die organische Moleküle, Metalle (wie Blei oder Zinn) und Halogenide (Chlor, Brom oder Jod) vereinen.

Diese Materialien werden in der Solartechnik besonders geschätzt, da sie Licht effizient absorbieren und in Strom umwandeln. Perowskit ist flexibel, leicht und kann mit weniger energieintensiven Verfahren hergestellt werden als herkömmliche Silizium-Solarzellen. Es ist somit ein vielversprechender Kandidat für die Transformation der Solarenergie.

Die in Solarzellen verwendeten Perowskite sind synthetische Materialien, die erstmals 1970 beschrieben wurden. 

Das Wort ist schwer auszusprechen und zu schreiben, aber „Perowskit“ sollte sich merken, wer an fossilfreier, erneuerbarer Energie interessiert ist. In Japan hoffen Wissenschaft und Staat, dass dieses Material die Energieerzeugung des Landes steigern kann. Britische Wissenschaftler in Oxford untersuchen den Einsatz winziger Perowskit-Solarzellen in Elektrokleingeräten. Verschiedene Forschungsinstitute berichten bei Perowskit-Solarzellen von Wirkungsgraden von über 26 Prozent.

An der Universität Linköping in Schweden leitet Professor Feng Gao eine dynamische Forschungsgruppe, die sich mit organischen und Perowskit-Halbleitern befasst. 

Professor Feng Gao im Labor der Linköping University

Professor Feng Gao, Foto: Thor Balkhed, Linköping University.

„Perowskite sind eine neue Materialgeneration für Solarzellen. Sie sind kostengünstig, leicht herzustellen und ergeben Solarzellen mit hohem Wirkungsgrad. Sie können auch in verschiedenen Farben gefertigt werden – ein ästhetischer Vorteil bei gebäudeintegrierter Photovoltaik. Mit Perowskiten lassen sich auch flexible Solarzellen herstellen, die leicht auf verschiedene Oberflächen montierbar sind“, erklärt Professor Feng Gao gegenüber THE EDIT. 

Fakten zu Perowskit: Vor- und Nachteile

Vorteile:

  • Kostengünstig und energieeffizient in der Fertigung: Der Rohstoff ist global leicht zugänglich und einfach zu fördern. 
  • Flexibel: Perowskit kann sehr dünn und halbtransparent hergestellt werden, was das Feld möglicher Anwendungsbereiche erweitert (z. B. als dünne Schicht auf Fenstern). Während Silizium-Solarzellen etwa 200 Mikrometer dick sind, lassen sich Perowskit-Solarzellen hauchdünn herstellen: bis hinunter zu 500 Nanometern. Ein Unterschied, der auch die benötigte Rohstoffmenge erheblich reduziert. 
  • Recycelbar: Dass Perowskit instabil ist, stellt in verschiedenen Bereichen zwar eine Herausforderung dar, macht das Material aber auch leicht recycelbar. Durch einen chemischen Prozess kann eine Solarzelle aufgelöst und die aktiven Substanzen dabei abgeschieden werden. 

Nachteile: 

  • Instabil: Silikon-Solarzellen sind stabil und zuverlässig berechenbar. Perowskit ist weniger stabil und hat möglicherweise eine kürzere Lebensdauer. 
  • Bleihaltig: Blei ist in vielen der derzeit getesteten Perowskit-Solarzellen ein wesentlicher Bestandteil des Materials. Das ist eine potenzielle Gefahrenquelle für Gesundheit und Umwelt. 

Warum sind Perowskite für die Energiewende wichtig?  

"Perowskit-Solarzellen haben eine kurze Energierückgewinnungszeit. Es dauert nur wenige Monate, um die für die Herstellung von Perowskit-Solarzellen erforderliche Energie zu erzeugen; bei Silizium-Solarzellen beträgt dieser Wert mehr als ein Jahr. Aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften (z. B. geringes Gewicht, farblich vielseitig, flexibel) können Perowskit-Solarzellen dort eingesetzt werden, wo es für herkömmliche Solarzellen schwierig wird. Perowskit-Solarzellen lassen sich auch mit anderen Solarzellen zu Tandem-Solarzellen kombinieren, wodurch noch höhere Wirkungsgrade bei der Stromumwandlung erzielbar sind.“ 
  
Als er von THE EDIT für dieses Interview kontaktiert wurde, verriet Professor Feng Gao, dass er und sein Team bahnbrechende Neuigkeiten in Bezug auf Perowskite als Material für die Energiewende hätten – mit Ergebnissen, die kurz vor der Veröffentlichung in Nature, der weltweit führenden multidisziplinären Wissenschaftszeitschrift, stünden. 
 
„Unsere neuesten Ergebnisse zeigen, dass wir alle Komponenten degradierter Perowskit-Solarzellen unter Nutzung umweltfreundlicher Lösungsmittel recyceln können. Neue Perowskit-Solarzellen, die aus den recycelten Solarzellen hergestellt werden, weisen einen ebenso hohen Wirkungsgrad auf wie solche aus Neumaterial. Wir können diesen Recyclingprozess sogar mehrfach wiederholen. Diese Ergebnisse werden demnächst in Nature veröffentlicht“, sagt Feng Gao gegenüber THE EDIT. 

Gerrit Boschloo, Professor an der Fakultät für Chemie der Universität Uppsala in Schweden, interessiert sich ebenfalls für das Material. Seine Abteilung setzt Perowskit seit 2012 in verschiedenen Projekten ein. Für Boschloo liegt das größte Potenzial von Perowskit darin, dass vieles noch unerforscht ist. Während bei herkömmlichen Silizium-Solarzellen genau bekannt ist, wo wir stehen, scheint Perowskit endlose Möglichkeiten zu bieten.

„Silizium-Solarzellen funktionieren zufriedenstellend, aber wir haben sie so weit ausgereizt, wie es nur geht. Perowskite könnten noch besser und wirkungsvoller sein. Für mich als Wissenschaftler ist das sehr spannend“, sagt Gerrit Boschloo.  

Was sind „Tandem“-Solarzellen und warum gibt es sie?

Solarzellen haben einen noch höheren Wirkungsgrad, wenn eine Perowskit-Zelle auf eine Siliziumzelle gesetzt wird, weil die Perowskit-Zelle einen Teil des Sonnenlichts durchlassen kann. Bei dieser Methode könnte die Perowskit-Zelle beispielsweise das blaue Licht der Sonne nutzen, während die darunter liegende Siliziumzelle das rote Licht aufnimmt. „Mit einer Perowskit-Zelle kann man steuern, wie viel Licht durchgelassen wird, so dass die Perowskit- und die Silizium-Zelle die gleiche Lichtmenge erhalten“, sagt Gerrit Boschloo.

 

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