Berliner Wärmewende beginnt im Quartier

Berliner Wärmewende beginnt im Quartier

Die Energiewende ist eine riesige Herausforderung. Damit Berlin spätestens 2050 eine klimaneutrale Stadt ist, muss auch die Wärmeversorgung der Berliner vollständig umgestellt werden. Diese Transformation der Wärmeversorgung heißt Wärmewende. Und auch wenn die Erkenntnis in diesem Zusammenhang überraschend klingen mag: Die Wärmewende beginnt in den Quartieren.

Wenn man Berlin nüchtern als Versorgungsgebiet betrachtet, erweisen sich historisch gewachsene Energie-Infrastrukturen als wertvolle Basis für die Zukunft. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – in der geteilten Stadt – war Westberlin eine Energieinsel. Heizkraftwerke in den verschiedenen Bezirken erzeugten Strom und Wärme für ihre Umgebung. Es wurden ein Wärme-Verbundnetz und lokale Wärmenetze ausgebaut. Auch Ostberlin setzte auf lokale Wärme für Innenstadt und Neubaugebiete. „Strom und Wärme zusammen denken“ war schon damals die Grundlage der Energieerzeugung für die lange geteilte Hauptstadt der Kraft-Wärme-Kopplung – Berlin.

Aus der besonderen politischen Situation und dem anschließenden Zusammenwachsen von Stadt und Energiesystemen ist eine einzigartige Energie-Infrastruktur entstanden. Ob Fernwärmeverbundsystem, lokale Wärmenetze oder Nahwärmenetze – die Wärmenetze Berlins bilden eine wertvolle Grundlage für die flexible Integration erneuerbarer Energien auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt.

Quartiere stehen im Vordergrund

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Thomas Niemeyer, Regionalmanagement Schöneweide auf dem Workshop zur Quartiersentwicklung Schöneweide, Foto: Reiner Freese

Dabei steht die nachhaltige Weiterentwicklung der einzelnen Quartiere jetzt im Zentrum. Schöneweide im Bezirk Treptow-Köpenick, früher großer Industriestandort, jetzt Zukunftsort, ist ein gutes Beispiel für die gemeinsame Weiterentwicklung eines Quartiers. Zusammen mit der Technischen Universität Berlin, dem Regionalmanagement und vielen lokalen Akteuren hat die Vattenfall Wärme Berlin die nachhaltige Zukunft des Quartiers durchgespielt. Ziel ist ein integratives Infrastruktur-Konzept, mit möglichst vielen Beteiligten – für eine starke Entwicklung des Quartiers.

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Workshop zur Quartiersentwicklung in Berlin-Schöneweide, Foto: Reiner Freese

Der intensive Austausch der verschiedenen Akteure vor Ort und das Lernen voneinander sind dabei existenziell für das Gelingen der Wärmewende im Quartier. Der ganzheitliche Blick durch viele Brillen macht aus der Siedlung einen Kiez der Zukunft, einen Raum mit städtebaulichem, sozialem und ökologischem Bezugssystem. So entsteht eine nachhaltigere Variante des Zusammenlebens, die auf viele Menschen anziehend wirkt.

Quartiere profitieren von Vielfalt

Die Quartiere profitieren dabei von einem vielfältigen Portfolio. Auf regionalen Kurzumtriebsplantagen wächst Biomasse für die Berliner Energie-Erzeugung, Windenergie aus dem Umland wird zu Power to Heat  (der Erzeugung von Wärme aus Überangebot an Wind- oder Solarstrom) oder Power to Gas und Wärmespeicher bringen die nötige Flexibilität in das System. Nicht zuletzt trägt die konsequente Nutzung industrieller Abwärme im Stadtgebiet zu einem klimaschonenden Wärme Mix bei.

In Neubaugebieten sind Niedrigtemperaturnetze, so genannte LowEx-Netze, eine wichtige Option. Der wichtigste Hebel bei der Transformation der Energieversorgung liegt in den Primärenergien, die zur Erzeugung eingesetzt werden.

Dazu kommt: Berlins Mehrfamilienhäuser haben bundesweit die ältesten Heizungen – 26 Jahre im Durchschnitt. Das hat das Marktforschungsinstitut GfK herausgefunden. Viel Potenzial für die Wärmewende in den Quartieren. Wärme wird immer variantenreicher. Wichtig ist die gemeinsame Lösungsfindung mit lokalen Akteuren, Wissenschaft und Kooperationspartnern. Dabei hilft der Quartier-Bezug.

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