Blick in den Berliner Fernwärmetunnel

Fernwärme ist ein Integrationsschlüssel für die Energiewende

Ob Bundeswirtschaftsministerium oder Potsdamer Institut für Klimaforschung: Aktuelle Gutachten zur Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zeigen, dass KWK und Fernwärme maßgeblich zum Gelingen der Energiewende beitragen.
Die Energiewende ist ein heiß diskutiertes Thema. Momentan betrachten dabei viele nur die Stromseite. Diese umfasst derzeit rund 16 Prozent des Endenergiebedarfs. Mehr als die Hälfte der Energie wird allerdings in Form von Wärme benötigt. Die „Stromwende“ in Deutschland muss also durch eine „Wärmewende“ ergänzt werden.

Unsere langjährige Erfahrung in der KWK-Hauptstadt Berlin zeigt: Die Kraft-Wärme-Kopplung ist dafür ein idealer Baustein. Bei KWK werden Strom und Wärme effizient in einem Prozess erzeugt, das heißt, der Brennstoff wird doppelt genutzt. Wie effizient das ist, kann man am sogenannten Brennstoffausnutzungsgrad ablesen. Er gibt an, wie viel Energie aus dem Brennstoff für das Endprodukt genutzt wird. Bei Anlagen, die nur Strom produzieren, liegt er – je nach verwendeter Technologie und Alter der Anlage – zwischen 35 und 45 Prozent. Moderne KWK-Anlagen erreichen dagegen bis zu 90 Prozent. Die zusätzlich gewonnene Wärme kann als Prozessdampf in der Industrie oder als Fernwärme für Warmwasser oder Wohnungsheizungen genutzt werden.

Fernwärme aus KWK im Rahmen energetischer Sanierung oder bei Neubauten sehr attraktiv

Vattenfall betreibt Fernwärmenetze in Hamburg und Berlin. Städte brauchen viel Wärme, auch wenn aufgrund der heute üblichen energetischen Modernisierungsmaßnahmen der Wärmebedarf bei Wohngebäuden langsam abnimmt. Doch die Einsparungen werden durch den Zuwachs an Wohnfläche zumindest teilweise kompensiert.  Fernwärme aus KWK weist zudem einen niedrigen Primärenergiefaktor auf. Damit ist sie als Heizart im Rahmen einer energetischen Sanierung oder bei Neubauten sehr attraktiv.

Bisher ist der Anteil erneuerbarer Energien in der Wärmeversorgung deutlich geringer als bei der Stromversorgung. Dabei bieten Fernwärmesysteme gute Möglichkeiten zur Integration der erneuerbaren Energien. Raumheizung aus KWK einerseits und Photovoltaik und Wind andererseits kommen sich nicht in die Quere, sondern ergänzen sich aufgrund ihrer antizyklischen Einspeisung. So steht gerade in Zeiten der höchsten Stromnachfrage – an einem Winterabend – die KWK bereit, um die fehlende Photovoltaik- und in der Regel schwache Windeinspeisung zu kompensieren. Das Trio von KWK, Photovoltaik und Wind ergänzt sich damit ideal.

KWK setzt Maßstäbe

Auch in Sachen Klimaschutz überzeugt die KWK. Im Vergleich zur entkoppelten Strom- und Wärmeerzeugung wird sich im günstigsten Fall der Einsparungseffekt bundesweit von 56 Mio. Tonnen CO2 bei entsprechendem Ausbau auf bis zu 123 Mio. Tonnen CO2 mehr als verdoppeln. All dies wurde erst jüngst wieder durch den im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums durchgeführten KWK-Monitoringbericht bestätigt.

Vattenfall besitzt schon heute einen flexiblen Kraftwerkspark, der die schwankende Verfügbarkeit erneuerbarer Energien zunehmend ausgleichen kann. Wo der Anschluss an das Gesamtnetz nicht realisierbar ist, bietet das Unternehmen Insellösungen. Diese dezentralen Einheiten variieren je nach Bedarf in der Größe, Ausstattung und beim Brennstoff. Gemeinsam gesteuert können sie ein sogenanntes Virtuelles Kraftwerk bilden. Das schafft zusätzliche Effizienz und Flexibilität. In Berlin betreibt Vattenfall bereits dieses Modell seit Jahren erfolgreich. Die gleichzeitige optimale Vermarktung des erzeugten Stroms über die entsprechenden Angebote unseres Vertriebes schafft zusätzliche Attraktivität. Auch hier setzt die „KWK im Kleinen“ Maßstäbe.

Viel Klimaschutz für relativ kleines Geld

Steigern lässt sich die Flexibilität der KWK noch weiter durch den Einsatz großer Wärmespeicher in Fernwärmesystemen, um in Zeiten überschüssiger Photovoltaik- oder Windeinspeisung diesen Strom durch Umwandlung in Wärme sinnvoll zu nutzen, anstatt ihn einfach abzuregeln und die Anlagenbetreiber zu entschädigen. In Zukunft werden wir mehr Speicher benötigen, die in wind- und photovoltaikstarken Zeiten die Wärmeversorgung übernehmen können. Die Anlagen rechnen sich aktuell leider nur bedingt. Die VE Wärme AG betreibt einen Wärmespeicher am Heizkraftwerk Buch. Im Jahr 2015 geht ein weiterer Speicher in Neukölln ans Netz. Um das Potenzial zu heben, reicht die momentane Förderung nach dem KWK-Gesetz nicht aus. Die Speicher benötigen den Rückhalt von Politik und Bevölkerung, denn sie müssen erzeugungs- und verbrauchernah, also im Stadtgebiet installiert werden, um Verluste durch den Transport zu minimieren

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 den Anteil der Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen an der Energieerzeugung auf  25 Prozent zu steigern. Derzeit sind es 16 Prozent. Aus unserer langjährigen Erfahrung mit einer KWK-Quote von rund 90 Prozent in Berlin können wir sagen: Das ist ein sehr erstrebenswertes Ziel. Hinsichtlich der Energiewende sind KWK-Anlagen aufgrund des Effizienzvorteils und der gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Wärme für den Bürger eine preisgünstige Variante.

Und damit gibt es über den Weg KWK/Fernwärme viel Klimaschutz für volkswirtschaftlich relativ kleines Geld. Die KWK-Förderung liegt momentan bei circa 0,5 Mrd. Euro mit einem hohen Beitrag an Versorgungssicherheit, für Klimaschutz und Energieeffizienz. Im Bereich der erneuerbaren Energien sind wir bereits in einem Bereich von deutlich über 20 Mrd. Euro angelangt, ohne die Probleme im Gesamtsystem der Versorgung mitbetrachtet zu haben. Hier bietet die Fernwärme erhebliche Möglichkeiten für die Zukunft der Wärmewende. Wir streben sie an.


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