Schwertransport für HKW Lichterfelde

Schwerlasttransport für neues Heizkraftwerk in Lichterfelde

Die nächsten zwei Großkomponenten für das künftige Gas- und Dampfturbinenheizkraftwerk in Lichterfelde sind auf dem Gelände am Ostpreußendamm angekommen. Mit der Dampfturbine und dem dazugehörigen Generator sind die Herzstücke des im Bau befindlichen Kraftwerks vor Ort.

Seit Freitagabend rollten die Riesen vom Hafen in Steglitz durch die Stadt zum Kraftwerksgelände in Lichterfelde. Eine erprobte Strecke, denn bereits im Januar hatten Gasturbine und Generator diesen Weg passiert (siehe Blogeintrag).  „Mit der Dampfturbine und dem dazugehörigen Generator sind die nächsten beiden Großkomponenten angekommen, und wir haben einen weiteren Meilenstein zur Fertigstellung des künftigen Heizkraftwerks erreicht“, so Stephan Helbig. Er ist im Auftrag von Vattenfall für die Bauaktivitäten verantwortlich.

Hoch- und Mitteldruckturbine kommt aus Tschechien

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Die Dampfturbine wurde am Freitag vom Hafen zum Kraftwerksgelände transportiert,
Foto: Bedeschinski

Der Transport erfolgte auch diesmal in zwei  Teilen. Am Freitag nahm der Schwerlaster die Dampfturbine huckepack. Sie bringt gewaltige 170 Tonnen auf die Waage. „Die Dampfturbine besteht aus einem kombinierten Hochdruck- Mitteldruck- und einem Niederdruckteil. Sie wird eine maximale elektrische Leistung von 125 Megawatt und eine sehr große Fernwärmeauskopplung mit maximal 230 Megawatt thermischer Leistung haben. Es ist also die ideale Kraftwärmekopplungsmaschine“, erläutert Helbig.  „Die kombinierte Hochdruck-Mitteldruckturbine  ist fertig zusammengebaut auf Transportrahmen von DT Doosan Skoda Power aus Pilzen in Tschechien angeliefert worden. Die Niederdruckturbine kommt in Einzelteilen in den nächsten Monaten und wird dann vor Ort montiert.“

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Gut geschützt von einer Holzkiste ging der Generator am Montagabend auf die Reise,
Foto: Bedeschinski

Generator ist in riesiger Kiste verpackt

Gleich am Montagabend ging es dann mit dem Transport des dazugehörigen Generators weiter.  „Dieser wurde von der Firma Brush gefertigt, die ebenfalls in Pilzen ansässig ist. Die 10 x 5 x 3 Meter große Transportkiste enthält den Dampfturbinengenerator, wobei der Generatorrotor später ankommt, hier reicht voraussichtlich ein LKW-Transport“, so Helbig.

Start pünktlich um 22 Uhr

Um den Straßenverkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen, fanden die Transporte nachts statt. Pünktlich um 22 Uhr rollte der 48-Achser nach Freigabe durch die Polizei los. Eine Zugmaschine im herkömmlichen Sinne hat der Transporter nicht. Es ist ein Modulfahrzeug mit eigenem Antrieb, ein Self-Propelled Modular Transporter (SPMT). Gelenkt wird es von einem Mitarbeiter der Firma Scheuerle über ein Steuerpult, welches vor dem Bauch getragen wird. Zwei Joysticks und jede Menge Tasten ermöglichen die Handhabung auf den Millimeter genau. Besonders knapp wird es an Kreuzungen und Einmündungen, hier kommt der Transportzug den Ampeln gefährlich nah. Der Schwerlaster muss mehrmals zurücksetzen, einzelne Räder und Achsen werden eingeschlagen, um den bestmöglichen Weg auszumachen. Besonders eng ist es in der Siemensstraße, Ecke Ostpreußendamm.

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Die Berliner Polizei sicherte die Transporte, Foto: Bedeschinski

Polizei und BVG vor Ort im Einsatz

Die gesamte Zeit ist die Berliner Polizei vor Ort. Auch ein Koordinator der BVG begleitet den Transport. Um genug Platz zu haben, wurde die Linienführung des 186er-Busses verändert. Nach 90 Minuten ist alles vorbei: Der Generator ist auf dem Kraftwerksgelände angekommen, wie auch schon zwei Tage zuvor die Turbine.  „Mein Dank geht an alle, die diesen Transport so erfolgreich und umsichtig durchgeführt haben“, sagt Helbig. „Eine klasse Leistung.“

Handyvideos vom Generatortransport 

Kurvenfahrt des Schwerlastransports
Impressionen vom Schwerlastransport

Künftige Gebäudestruktur steht

Auf der Baustelle gehen nun die Arbeiten weiter. Seit Januar hat sich viel getan.  „Inzwischen sieht man schon die künftige Gebäudestruktur“, sagt Helbig. Die Fundamente sind gegossen, die Mauern sind teilweise schon bis zu zwölf Meter hoch. „Damit die Großkomponenten nicht lange der Witterung ausgesetzt sind, sollen die Dächer nach dem Einhub der Komponenten möglichst schnell geschlossen werden.“

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Das neue Gas- und Dampfturbinenheizkraftwerk nimmt immer mehr Gestalt an. Foto: Vattenfall

Heizkraftwerk soll 100.000 Haushalte versorgen

Damit nimmt das neue Gas- und Dampfturbinenheizkraftwerk Lichterfelde immer mehr Gestalt an. Mit einer Leistung von 230 Megawatt Fernwärme und 300 Megawatt Strom soll es im kommenden Jahr ans Netz gehen. Die Anlage wird im Prozess der Kraft-Wärme-Kopplung umweltfreundliche Fernwärme für rund 100.000 Haushalte im Berliner Westen erzeugen. Zugleich kann sich das neue Heizkraftwerk dank seiner Flexibilität rasch an das schwankende Stromangebot aus Wind und Sonne anpassen.

Historie

Im März 2013 hatte der spanische Kraftwerksbauer Iberdrola den Zuschlag für den Bau des neuen Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerkes erhalten. Die Grundsteinlegung erfolgte im Mai 2014. Der Neubau der Anlage ist notwendig, weil das bisherige Heizkraftwerk am Ostpreußendamm nach rund 40 Jahren nicht mehr dem Stand der Technik entspricht. Die Errichtung der Anlage in Lichterfelde ist Teil der Klimaschutzvereinbarung, die Vattenfall 2009 mit dem Land Berlin geschlossen hat. Darin verpflichtet sich das Unternehmen, bis 2020 seine CO2-Emissionen in Berlin im Vergleich zu 1990 zu halbieren. Allein in Lichterfelde soll das neue Heizkraftwerk jährlich mehr als 100.000 Tonnen CO2 einsparen.

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