Weit mehr als eine Ausbildung

Für Wisam Korkis gab es schon am 1. Dezember 2016 ein Weihnachtsgeschenk. Der Tag, an dem der 25-jährige Flüchtling aus Syrien erfahren hat, dass seine Probezeit bestanden ist. „Das war für mich eine große Erleichterung, als mein Chef mir die Nachricht überbrachte“, so Wisam Korkis. Seit September macht er eine Ausbildung zum Mechatroniker bei Vattenfall.

Die Geschichte beginnt in Aleppo, eine Stadt in Syrien über die es nicht mehr viele Worte bedarf. Jeder hat die schlimmen Bilder des Krieges, des Leids und der Zerstörung im Kopf. Hier studiert Wisam Korkis 2012 Architektur und hat nur noch wenige Monate bis zum Abschluss vor sich. Er redet nicht gern darüber. Das muss er auch nicht. „Ich bin erst einmal zu meiner Familie in den Westen des Landes geflohen, um dann von dort über den Libanon nach Deutschland auszureisen“, sagt er mit dem Blick auf den Boden gerichtet.

Über verschiedene Stationen ist er dann in einer Flüchtlingsfolge-Unterkunft in Hamburg aufgenommen worden. Nach knapp einem Jahr erhielt er eine Aufenthaltsgenehmigung und konnte dann eine Sprachschule besuchen, um darauf ein berufsvorbereitendes Jahr zu beginnen. „Hamburg ist eine schöne Stadt, in der ich gern lebe und mir war es von Anfang an wichtig, auch die Sprache zu lernen“, so Wisam Korkis. Das merkt man, der Auszubildende spricht gutes Deutsch und hat sich einen großen Wortschatz angeeignet.

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Die Lehrwerkstatt im Ausbildungszentrum, Bildmitte – Wisam Korkis, Foto: Vattenfall

So zielstrebig, wie er die deutsche Sprache lernt, war er auch bei seinem beruflichen Bestreben. „Mir war früh klar, dass ich in Deutschland mein Studium nicht beenden kann. Ich musste eine Entscheidung treffen und nach Alternativen suchen. Ich habe nach einem Mix aus Elektrotechnik und Mechatronik gesucht, weil es mich interessiert und ich hier auch meine Kenntnisse einbringen kann. Durch die Agentur für Arbeit habe ich von der Ausbildung zum Mechatroniker erfahren und Adressen von Ausbildungs-Firmen bekommen, an die ich meine Bewerbung geschickt habe“, erzählt Wisam Korkis.

Gesagt. Gebohrt.

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Ausbilder Udo Schöning neben dem mechanische Teil einer mechatronischen Abschlussprüfung in der Vorbereitung , Foto: Vattenfall

Und so kam es, dass Vattenfall dem jungen Syrer ein viertägiges Praktikum angeboten hat, damit beide Seiten sich kennenlernen und Wisam Korkis einen Eindruck von der Ausbildung bekommt. Gesagt getan. Gefeilt und gebohrt. Udo Schöning, Ausbilder der Mechatroniker bei Vattenfall: „Wisam Korkis war von Anfang an sehr interessiert, fleißig und lernbegierig. Uns war schnell klar, dass wir ihm die Möglichkeit gerne geben möchten. Nach einem Einstellungsgespräch und einem speziellen Test, konnte Wisam Korkis am 1. September 2016 seine Ausbildung bei uns beginnen.“

Doppelt so hart, aber mit Humor ist es leichter

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Wisam Korkis fertigt eine Schreibtischlampe, Foto: Vattenfall

Nun ist Wisam Korkis mit 14 weiteren Auszubildenden in einem Lehrjahr auf dem Weg zum Mechatroniker. Die ersten Monate haben alle zusammen in der Lehrwerkstatt verbracht und hier die ersten praktischen und theoretischen Grundkenntnisse erworben. „Ich bin dankbar, wie freundlich ich hier aufgenommen wurde und dass mich alle unterstützen. Wenn ich manchmal nicht alles verstehe, kann ich jederzeit meine Kollegen oder meinen Ausbilder ansprechen. Langsam lerne ich sogar den deutschen Humor“, lacht Wisam Korkis seinen Kollegen an.

Gerade ist die Gruppe dabei, eine Schreibtischlampe zu bauen, mit allen technischen Finessen und Wisam zeigt stolz sein Werk. „Für ihn ist die Ausbildung sicher doppelt so hart, wie für alle anderen. Er setzt sich jeden Abend zuhause hin, geht den Lehrstoff nochmal durch, schlägt Worte nach, die er nicht verstanden hat und stellt am nächsten Tag gezielte Fragen. Es ist wirklich eine Freude, ihn zu begleiten, sein großes Interesse und seine Motivation zu spüren und auch die Fortschritte zu sehen, die er täglich macht“, freut sich Ausbilder Udo Schöning.

Fußball wird überall gespielt

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Der Meister und sein Schützling vor einem Schaltschrank, Foto: Vattenfall

Die Ausbildung geht insgesamt 3,5 Jahre. Als nächstes kommt der Berufsschul-Block. Hier sorgt sich der künftige Mechatroniker etwas: „Ich bin aufgeregt, wie die Schule wird und ob ich gut mitkomme. Aber ich werde alles geben und viel lernen.“ Und auch sonst geht es voran. Nicht nur in der beruflichen Integration, auch in der privaten, wie Udo Schöning zu berichten weiß: „Von Anfang an war Wisam Korkis sehr an der deutschen Kultur interessiert, um sich hier schnell einzuleben. Auch Fußball spielt er gern. Ich nehme ihn bald zum Training unserer Vattenfall Betriebssport Mannschaft mit. Wenn es ihm gefällt, freuen wir uns auf einen neuen, jungen Mitspieler.“

Die Feiertage hat Wisam Korkis, dank seiner Ausbildungsvergütung, in Schweden verbracht. Hier lebt inzwischen ein Teil seiner Familie.


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