Hohe Heizkostennachzahlungen - Wie sie entstehen und was Betroffene tun können
Einige Berliner Mieterinnen und Mieter sind derzeit im Rahmen der Heizkostenabrechnungen ihrer Vermieter:innen von hohen Nachzahlungen betroffen, die für viele von ihnen eine große finanzielle Herausforderung darstellen und für Unsicherheit sorgen. Für die hohen Nachzahlungen kann es unterschiedliche Gründe geben, einige davon sind jedoch durch die Energiepreisentwicklung der letzten Jahre und den zeitlichen Versatz im Wärmegeschäft zu erklären.
Die Heizkostenabrechnungen, die derzeit eintreffen, spiegeln in der Regel die Heizkosten des Jahres 2022 wider und nicht die des vergangenen Jahres 2023. Diese zeitliche Verzögerung führt dazu, dass Mieterinnen und Mieter erst jetzt quasi schwarz auf weiß sehen, was sie bereits 2022 in den Medien gehört und gelesen haben: die massiven Preiserhöhungen aufgrund der durch den Ukrainekrieg ausgelösten Energiekrise.
Öl und Gas, als fossile Brennstoffe, sind begrenzt verfügbar. Ihre Preise steigen, wenn die Ressourcen knapp werden. In Deutschland stammen viele Gas- und Ölvorräte aus Russland und die unsichere Versorgungslage sowie die Sanktionen gegen Russland haben in den letzten Jahren zu erheblichen Preisanstiegen auf dem Energiemarkt geführt. Im Mittel des Jahres 2021 lagen die üblichen Preisspannen für Gas zwischen 10 Euro und 40 Euro pro Megawattstunde (MWh). Ab Herbst desselben Jahres erlebten die Märkte extreme Preisschwankungen, wobei die Marktpreise auch im Jahr 2022 weiter stark anstiegen und Werte von über 200 Euro pro MWh erreichten, mit Spitzen von über 330 Euro pro MWh.
Mieterinnen und Mieter zahlen die Heizkosten oft monatlich mit den Nebenkosten als Abschlag auf die voraussichtlichen Kosten. In der Betriebskostenabrechnung werden die tatsächlichen Kosten gegengerechnet. Bei geringeren Kosten wir die Differenz ausgezahlt, im Falle gestiegener Preise oder eines höheren Verbrauchs kommt zu einer Nachforderung von Seiten der Vermieter:innen. Viele Vermieter:innen passen die Vorauszahlungen an, um auf mögliche Heizkostennachzahlungen vorbereitet zu sein.
Im Gegensatz zu Strom- und Gasverträgen unterliegt der Wärmepreis fest definierten Formeln (sogenannten Preisänderungsklauseln) und ist über die Vertragslaufzeit nicht fix. Diese Formeln berücksichtigen allgemeine Indizes, die nicht direkt vom Fernwärmeversorger oder Wärme-Contracting-Geber beeinflusst werden können. Das bedeutet, dass sich nicht nur die Preissteigerungen, sondern auch automatisch Preissenkungen auswirken, die gleichermaßen direkt weitergegeben werden.
Bei vielen Mieterinnen und Mietern liegt die Nebenkostenabrechnung jedoch erst mit einem weiteren zeitlichen Versatz vor, wodurch zwischen der eigentlichen Preisbildung und der Heizkostenabrechnung fast anderthalb Jahre liegen. Diese zeitliche Diskrepanz führt verständlicherweise zu erheblichen Unstimmigkeiten zwischen den Abrechnungen der Nebenkosten und den Erwartungen der Mieterinnen und Mieter.
Unsere Kunden sind in der Regel Immobiliengesellschaften. Auch sie profitieren von staatlichen Entlastungen, die im Rahmen der Energiekrise veranlasst wurden. Die Dezemberentlastung wurde beispielsweise im Dezember 2022 ausgezahlt, und in der Abrechnung für das Jahr 2023 sind Entlastungen gemäß der Wärmepreisbremse berücksichtigt. Allerdings gibt es Fälle, bei denen die Preisbildung im Herbst 2022 erfolgt ist, als trotz der erheblichen Preisexplosion noch keine staatlichen Hilfen gegriffen haben und die Nachzahlungen nun so teilweise sehr hoch ausfallen.
Doch es gibt gute Vorzeichen für die nächsten Abrechnungen: Für das Jahr 2023 wurden die von uns an unsere Kunden veranschlagten Abschläge bzw. Vorauszahlungen bereits reduziert. Hier ergeben sich überwiegend geringere Preise als im Jahr 2022, da bereits Marktveränderungen und die Wärmepreisbremse berücksichtigt wurden. In vielen Fällen wird die Jahresrechnung für 2023 also voraussichtlich um ein Viertel bis um die Hälfte geringer ausfallen als für das Vorjahr 2022.
Im Jahr 2023 sind die Preise der meisten Energieträger wieder gesunken. Ein positives Signal – jedoch leider noch kein Grund zur Entwarnung, denn die Großhandelspreise liegen trotz des Rückgangs weiterhin weit über dem Vorkrisenniveau.
Auch deshalb empfiehlt es sich, mögliche Nachzahlungen als Anlass zu nehmen, beispielsweise durch Hilfsmittel wie intelligente Temperaturregler den eigenen Verbrauch zu reduzieren und, wo möglich, einen finanziellen Puffer anzulegen, um gut auf mögliche Nachzahlungen vorbereitet zu sein. Hausbesitzer:innen und Vermieter:innen können durch die Modernisierung der Fenster und der Heizanlage langfristig den Verbrauch senken und so Kosten sparen. Darüber hinaus bietet die Integration verschiedener Smart-Home-Geräte, wie Thermostate, smarte Beleuchtung, Sicherheitssysteme und intelligente Steckdosen, umfassende Möglichkeiten zur Energieoptimierung im Haushalt.
Im Alltag kann aber auch ohne Smart-Home-Geräte auf vielfältige Weise Energie gespart werden, etwa durch Abdichten der Fenster, Schließen der Türen, Freihalten der Heizkörper und ein bewusstes Anpassen des Heizverhaltens. Bereits durch das Absenken der Raumtemperatur um 1 Grad lassen sich beispielsweise bis zu 6 Prozent der Heizkosten einsparen. Durch ein kurzes Stoßlüften statt gekippten Fenstern lassen sich im Jahr zusätzlich bis zu 180 Euro Heizkosten einsparen.
Weitere Tipps zum Energiesparen im Haushalt gibt es hier:
Ihr Ratgeber rund ums Energiesparen| Vattenfall Infowelt Energie