Am 11. Oktober 2017 haben Stefan Halberstadt, CFO des Generalunternehmers Siemens Power and Gas Solutions und Vattenfall Deutschland-Chef Tuomo Hatakka gemeinsam mit Auszubildenden den Grundstein für den Bau des neuen Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerks Marzahn an der Allee der Kosmonauten in Berlin gelegt.
An der Allee der Kosmonauten im Berliner Stadtbezirk Marzahn wird ein neues Heizkraftwerk (HKW) gebaut. Dazu wurde nun der Grundstein gelegt. Anfang Februar war die finale Investitionsentscheidung für das 325 Mio. Euro-Projekt gefallen. Nur sechs Monate später ist schon ordentlich Betrieb auf der Baustelle.
Grundstein für CO2-arme Energieversorgung
Das neue Heizkraftwerk wird eine Gas- und Dampfturbinenanlage. Gemeinsam mit dem Heizkraftwerk Klingenberg, eine ebenfalls gasgefeuerte Anlage, bildet der Neubau das Rückgrat der Fernwärme-Versorgung im Ostteil Berlins. Gemeinsam werden beide Anlagen zukünftig rund 675.000 Haushalte versorgen.
Im Mai dieses Jahres endete im HKW Klingenberg die Braunkohlenutzung – drei Jahre früher als ursprünglich geplant. Damit hat Berlin als erstes Bundesland den Braunkohleausstieg vollzogen und setzt bei allen Neubauvorhaben nur noch auf CO2-arme Energieträger. In Klingenberg wird nach erfolgtem Umbau inzwischen Erdgas zur Energieerzeugung eingesetzt.
„Die neue KWK-Anlage in Marzahn ist einer der entscheidenden Eckpfeiler zur Erfüllung der im Jahr 2009 mit dem Land Berlin geschlossenen Klimaschutzvereinbarung. Bei der Halbierung unserer CO2-Emissionen bis 2020 liegen wir voll im Plan. Mit dem Bau einer hochmodernen Gas- und Dampfturbinenanlage unterstützen wir das Land Berlin in seiner politischen Zielsetzung, bundesweit Vorreiter beim Klimaschutz und der Energiewende zu sein“, erklärt Vattenfall Deutschland Chef Tuomo Hatakka (Bild mit.) anlässlich der Grundsteinlegung.
Eckdaten zum Kraftwerksneubau
Ab 2020 liefert die neue Anlage mit einer Leistung von rund 230 Megawatt thermisch und 260 Megawatt elektrisch umweltfreundliche Fernwärme und Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) für rund 150.000 Wohneinheiten.
HKW Marzahn: Plan wird Realität
Der Neubau erfolgt an einem vorhandenem Kraftwerksstandort. Er ist das Ergebnis jahrelanger Planungen, Genehmigungsverfahren und Verhandlungen mit Partner-Unternehmen und Zulieferern. Das Areal an der Rhinstraße in Marzahn hat eine lange Tradition. Von dort werden die umliegenden Wohngebiete seit Jahrzehnten mit Fernwärme versorgt.
Die erste Projektphase für den Neubau begann im Frühjahr 2012 damit, Anlagenteile und Nebengebäude des alten Kraftwerks zurückzubauen und Platz zu schaffen. Im Zuge dieser Rückbaumaßnahmen haben die Heißwasser-Erzeuger im Süden des Geländes eine neue Erdgas-Anbindung und eine neue Elektro- und Leittechnik-Anbindung erhalten. Bereits in dieser Phase wurde darauf geachtet, dass alle notwendigen Anschlüsse an die Wasser-, Gas- sowie Fernwärmeversorgung und an das Stromnetz auch für die Neuanlage vorhanden sind bzw. gelegt wurden.
Von Anfang an war klar, dass sich der Neubau in vorhandene Strukturen einfügen und optisch zu seiner Umgebung passen muss. Die Behörden würden darauf achten, dass die Ausmaße der Baukörper begrenzt bleiben und sich das Erscheinungsbild der neuen Anlage – beispielsweise durch die Fassadengestaltung sowie Formen und Farben – in die Umgebung einfügt. So wurde für das neue Heizkraftwerk in Marzahn sogar ein Gestaltungswettbewerb durchgeführt.
Umweltschutz gibt Rahmen vor
Auch rechtlich wurde der Plan, ein Kraftwerk zu bauen, intensiv untersucht. Das sogenannte „BImschG“, das deutsche Bundes-Immissionsschutzgesetz ist das bedeutendste praxisrelevante Regelwerk und erstreckt sich über den Umweltschutz hinaus. Es regelt den Schutz von Menschen, Tieren, Pflanzen, Böden, Wasser, Atmosphäre und Kulturgütern. Es legt fest, was das Kraftwerk ausstoßen darf und welche Vorkehrungen getroffen werden müssen, um die Umweltbelastungen so gering wie möglich zu halten; das nicht nur während der Betriebsphase, sondern schon während des Anlagenbaus.
Für die Berliner Landespolitik gibt es ebenfalls gute Gründe, sich bereits in der Planungsphase für das Kraftwerk interessieren. Vattenfall hat in der Klimaschutzvereinbarung mit dem Land Berlin vertraglich zugesichert, am Standort Marzahn Ersatz für alte Kraftwerke im Osten Berlins zu errichten. Das gasgefeuerte Heizkraftwerk muss in eine energiepolitische Landschaft passen, die in Berlin auf eine klimaneutrale Stadt in 2050 ausgerichtet ist. Die Halbierung der CO2-Emissionen der Berliner Vattenfall Kraftwerke bis 2020 gegenüber dem Referenzjahr 1990 ist dabei ein wichtiger Schritt. Dieses Ziel zu erreichen, wird auch durch das neue Heizkraftwerk in Marzahn sichergestellt. Es muss so geplant sein, dass es in den Jahrzehnten nach Fertigstellung im Jahr 2020 verlässlich die Grundlast an Wärme für den Ostteil der Stadt liefern kann. Gleichzeitig soll es aufgrund seiner hohen Flexibilität gut mit dem zunehmenden Anteil an erneuerbaren Energien aus Sonne und Wind harmonieren.
Herausforderung Wirtschaftlichkeit
Das Heizkraftwerk so zu planen, dass es während seiner Laufzeit wirtschaftlich betrieben werden kann, war in der Planungsphase eine besondere Herausforderung. Während sich in früheren Jahrzehnten die energiepolitischen Rahmenbedingungen relativ langsam veränderten und dabei weitgehend vorhersehbar waren, ist die Planung von Heizkraftwerken unter den Bedingungen einer sich vollziehenden Energiewende deutlich schwerer. Das macht eine Studie des BDEW, des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft deutlich. Sie erschien 2015 und blickt auf die Jahre, in der das Heizkraftwerk Marzahn geplant wurde. Danach standen deutschlandweit praktisch alle Energieunternehmen vor der Herausforderung, neue Kraftwerke so zu planen, dass sie auch wirtschaftlich betrieben werden können.
Pressemitteilung vom 11. Oktober 2017