Der Umbau des Wärmegeschäfts von Vattenfall in der Hauptstadt schreitet konsequent voran. Bis spätestens 2030 soll der Kohleausstieg erfolgen. Eine gemeinsame Machbarkeitsstudie von dem Land Berlin und Vattenfall soll zeigen, wie dies gelingen kann.
Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer klimaneutralen Hauptstadt bis 2050 wurde bereits im Mai 2017 durch das Ende der Braunkohlenutzung zur Strom- und Wärmegewinnung erreicht. Der Verzicht auf Steinkohle bis spätestens 2030 ist der nächste logische Schritt. Darin sind sich die beiden Auftraggeber der Machbarkeitsstudie, die Vattenfall Wärme und die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz einig.
Ausstieg aus der Kohle
Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, erklärte bei der ersten gemeinsamen Sitzung im November 2017: „Die Hauptstadt macht Ernst mit Klimaschutz. Nur ein schneller Kohleausstieg ist glaubwürdiger Klimaschutz. Wir streiten mit dem Energieversorger nicht mehr um das „ob“, sondern diskutiert wird nur noch das „wie“. Dies ist auch ein Signal in Richtung Bundesebene.“
Fossilfreie Wärmeerzeugung
Gunther Müller, Berliner Vattenfall Wärme-Chef, erläutert die Bedeutung des Vorhabens: „Oberstes Ziel von Vattenfall ist es, innerhalb einer Generation CO2-frei zu sein. Für unser Berliner Geschäft bedeutet das, Wärme zu erzeugen und zu liefern, ohne dass Treibhausgase entstehen. Hierfür stellen wir unser gesamtes Anlagenportfolio auf nachhaltige Energieträger um, werden digitaler und dezentraler. Der Braunkohleausstieg im Mai war ein Riesenschritt auf diesem Weg – jetzt folgt die Steinkohle. Mit der Machbarkeitsstudie erarbeiten Vattenfall und das Land Berlin gemeinsam den Fahrplan, damit spätestens 2030 die letzte kohlebetriebene Anlage vom Netz gehen kann.“
Nächste Schritte für Wärmewende
In der Machbarkeitsstudie wird untersucht, wie die Abschaltung der mit Steinkohle betriebenen Heizkraftwerke bis spätestens 2030 konkret realisiert und gleichzeitig die Versorgung mit Fernwärme über einen innovativen Fernwärmetechnologiemix sichergestellt werden kann. Nach dem bereits beschlossenen Ersatz des Kohleblocks C des Heizkraftwerks Reuter in Spandau im Jahr 2020 betrifft dies die verbleibenden Blöcke Reuter-West sowie das Heizkraftwerk Moabit. In dem Heizkraftwerk Moabit kommt bereits seit Jahren neben der Steinkohle Biomasse zum Einsatz.
Erstellt wird die Studie von der unabhängigen BET Büro für Energiewirtschaft und technische Planung GmbH. Mit der Machbarkeitsstudie wird unter anderem untersucht, welche technischen Optionen für eine verlässliche und klimafreundliche (Fern-)Wärmeversorgung zur Verfügung stehen, wie nachhaltig diese sind und welche Varianten infrage kommen. Dabei wird natürlich auch der Aspekt der Wirtschaftlichkeit berücksichtigt.
Des Weiteren soll die Studie klären, welche Übergangsstrategien denkbar sind und was der für Berlin am besten geeignete Umsetzungsfahrplan ist. Nicht zuletzt muss festgelegt werden, welche Maßnahmen, Voraussetzungen und (gesetzlichen) Rahmenbedingungen notwendig sind, um diesen Umsetzungsfahrplan zu realisieren.
Begleitkreis sorgt für Transparenz
Um die größtmögliche Transparenz zu gewährleisten, haben die beiden federführenden Partner einen Begleitkreis ins Leben gerufen. In diesem Begleitkreis finden sich relevante Akteurinnen und Akteure der Berliner Stadtgesellschaft, Mitglieder des Abgeordnetenhauses und wissenschaftliche Experten. Der Kreis hat die zentrale Aufgabe, die Erstellung der Studie aus gesellschaftlicher Perspektive kritisch zu begleiten. Er wird regelmäßig über alle wichtigen Parameter der Studie – Annahmen, Design, Zwischenberichte oder Ergebnisse – unterrichtet und gibt auf dieser Grundlage Empfehlungen ab.
Die Arbeit an der Studie wird in der ersten Hälfte des Jahres 2019 mit konkreten Handlungsempfehlungen enden. Auf Grundlage der Studie führen die Senatsverwaltung und Vattenfall Gespräche, wie die gewonnenen Erkenntnisse, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, umgesetzt werden sollen.
Pressemitteilung der Senatsverwaltung: Machbarkeitsstudie zum Kohleausstieg bis spätestens 2030, vom 21.11.2017
Anhang zur Pressemitteilung der Senatsverwaltung, Mitglieder Begleitkreis
Berliner Morgenpost: Auch Berlins Fernwärme soll jetzt grün werden von Joachim Faruhn
Dekarbonisierung aller Sektoren