Biodiversität an den Standorten der Berliner Wärme
Am 30. März 2021 ist das Biodiversitätsprogramm der Stadtwärme Berlin offiziell gestartet worden. Wir wollen damit unsere industriell genutzten Standorte und urbane Flächen in Bezug auf die Biodiversität betrachten.
Es ist wahrscheinlich, dass die Biodiversität hier vielfältiger ist, als angenommen und sogar mehr zu bieten hat als einige Monokulturen in Brandenburg. Unser Hauptziel ist es, Biodiversität zu erkennen, zu erhalten und zu fördern.
Damit gehen wir als großer Industriestandortbetreiber voran und versuchen, dafür Verbündete zu finden.
Das Programm wird in Kooperation mit Professor Sascha Buchholz von der TU Berlin initiiert. Professor Sascha Buchholz ist Wissenschaftler und Fachgebietsleiter, Ökosystemkunde/ Pflanzenökologie an der TU Berlin.
Ein Schwerpunkt seiner Forschungen ist die Analyse und Bewertung von Biodiversitätsveränderungen im Zuge des globalen Wandels, wie beispielsweise Landnutzungswandel und Urbanisierung. Er beschäftigt sich bereits seit 2012 mit Forschungen zur Vielfalt urbaner Wildbienen und Insekten in den Städten.
Wir sprachen mit Professor Buchholz über seine ersten Erkenntnisse aus den Standortbegehungen.
1. Herr Professor Buchholz, Sie und Ihr Team haben 21 Standorte der Vattenfall Wärme hinsichtlich der dort vorhandenen Biodiversität begutachtet. Was fanden Sie vor?
Sascha Buchholz: An vielen Standorten haben wir sehr interessanten Magerrasen gesehen. Das sind Wiesen auf nährstoffarmen Böden wie Sand. Sie beherbergen viele Pflanzenarten und sind besonders für Wildbienen und andere Insekten, die aufgrund von Monokulturen und Pestiziden immer weiter zurückgedrängt werden, sehr attraktiv. Auch Spezialisten wie Sandlaufkäfer oder die Blauflügelige Ödlandschnecke fühlen sich hier wohl.
Wir finden auf Industrieflächen häufig diese Kombination aus seltenen Pflanzen, die Wärme oder Trockenheit bevorzugen und darauf spezialisierte Insekten. Ansonsten sind bei Vattenfall einige Gebäude interessant zum Beispiel als Nistplätze für Turmfalken und Fledermäuse.
Wenn ein Standort sehr artenreich ist, also sehr biodivers, dann ist das gut. Je mehr Arten vorhanden sind desto widerstandsfähiger ist eine Lebensgemeinschaft. Um aktiven Artenschutz zu betreiben, müssen wir vor allem etwas für Wildbienen tun, aber auch für Tag- und Nachtfalter, Schwebfliegen, Wespen und Käfer. Dafür möchten wir sensibilisieren.
2. Welche Maßnahmen schlagen Sie für unsere Standorte vor?
Momentan sind wir damit beschäftigt, die Ergebnisse unserer Vor-Ort-Begehungen zusammenzufassen und zu bewerten. Auf dieser Grundlage werden wir für jeden Standort Vorschläge erarbeiten. Es gibt aus der Nutzung gefallene Flächen wie ehemalige Kohlelager, die vielleicht bepflanzt werden können. Bei den bestehenden Grünflächen gilt es, höchstens 1x pro Jahr zu mähen.
Alles andere ist falsch verstandene Ästhetik und zerstört Lebensräume. Noch besser ist eine Beweidung der Flächen, etwa mit Schafen, wie das am Standort des Heizkraftwerks Klingenberg schon gemacht wurde. Punktuell könnten an den Magerrasen auch Blühstreifen angelegt werden oder Hochbeete und Blühkübel aufgestellt. Denkbar ist auch die Begrünung von Fassaden und Schallschutzwänden.
3. Wie viel können solche Insellösungen in so einer großen Stadt überhaupt bewirken?
Langfristig ergibt das nur Sinn, wenn alle an einem Strang ziehen. Eine grüne Insel bringt nichts, wenn ringsherum alles zubetoniert ist. Deshalb sollte es in Berlin möglichst viele grüne Inseln geben. Es gibt genug Möglichkeiten: Jeder Supermarkt könnte ein begrüntes Flachdach bekommen und bei jedem Neubau müssten entsprechende Grünanlagen vorgeschrieben sein. Das wäre ein großer Schritt.
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