Symbizon: Nahrungsmittelproduktion und Stromerzeugung im Doppelpack

Die ersten Ackerbohnen und Roten Beten sind geerntet! Der Agri-PV-Park Symbizon, in dem sich Solarmodule und Ackerbau abwechseln, zeigt in einem Pilotprojekt, dass Biodiversität, Stromerzeugung und Nahrungsmittelproduktion gut zusammenpassen können. 

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Symbizon ist eine Initiative des Konsortiums Zon in Landschap, in dem Vattenfall unter anderem mit ERF/Hemus, TNO, dem niederländischen Amt für Immobilienaufgaben und der Aeres University of Applied Sciences zusammenarbeitet.

Das Projekt begann 2020, die Forschung wird bis mindestens 2029 fortgesetzt, auch dank des Folgeprojekts Sunbiose 2, das in den nächsten vier Jahren die Auswirkungen der Kombination von Solarmodulen und Streifenanbau auf die Ernteerträge und die Biodiversität weiter untersuchen wird. 

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In dem Solarpark gibt es zwischen den Solarmodulreihen Streifen, auf denen verschiedene Pflanzen für die ökologische Landwirtschaft angebaut werden. Inzwischen wurden bereits die ersten Ackerbohnen und Roten Beten geerntet. Die doppelseitigen Solarmodule, die sich mit der Sonne drehen können, gewährleisten einen ausreichenden Energieertrag. Das vom Boden, den Pflanzen und den angrenzenden Reihen reflektierte Licht wird eingefangen und zur Produktion von Sonnenenergie genutzt.

Die Module können fast senkrecht stehen und bieten so genügend Platz für landwirtschaftliche Maschinen. In der nächsten Saison werden Kräuterstreifen unter den Modulen angepflanzt. Kräuter sind nicht nur schön, sondern auch nützlich: Sie locken Insekten an, die bei der natürlichen Schädlingsbekämpfung und Bestäubung helfen.

Roto Beete Ernte mit Trecker zwischen den aufrecht gestellten Modulen des niederländischen Solarparks Symbizon

Roto Beete Ernte im niederländischen Agri-PV-Park Symbizon. Der Trekker kann mühelos zwischen den aufrecht gestellten Modulen agieren.

Kontinuierlicher Lernprozess

Vattenfall ist mit mehreren Parteien wie ERF/Hemus und der Aeres University of Applied Sciences an Symbizon beteiligt. Eric Tonnaer, Design Lead Agri-PV bei Vattenfall, hat sich bereits vor sechs Jahren als Praktikant mit Agri-PV beschäftigt und freut sich, dass nun die ersten Schlüsse gezogen werden können. „Wir lernen immer noch dazu, aber wir bekommen eine immer bessere Vorstellung davon, wie wir die besten Ergebnisse aus der Kombination von Solarmodulen und Streifenanbau erzielen können.“ So wird beispielsweise die Bauweise, die es den Solarmodulen ermöglicht, sich mit der Sonne zu drehen, derzeit noch kaum anderswo in den Niederlanden eingesetzt. „Obwohl wir noch kein ganzes Jahr hinter uns haben, lässt sich feststellen, dass die Energieausbeute bisher positiv aussieht.“ 

Die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten verlief reibungslos. „Die Kunst bestand darin, die Interessen des jeweils anderen zu berücksichtigen, da sie nicht immer übereinstimmen.“ Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass die Solarmodule für die landwirtschaftliche Arbeit senkrecht aufgestellt werden müssen. Dies erfordert eine gute Koordination und Flexibilität von beiden Parteien. „Das Kippen der Solarmodule nimmt momentan viel Zeit in Anspruch, wir arbeiten jedoch daran, diesen Prozess zu beschleunigen“, so Tonnaer. „Wir setzen diese Art der Verbesserung derzeit in unserem Agri-PV-Park Tützpatz in Deutschland um. Dort wollen wir ein Bedien-Panel am Eingang anbringen, das der Landwirt selbst bedient, damit er unabhängig von uns arbeiten kann.“  

Gute erste Ernte

Rosemarie Slobbe ist Geschäftsführerin von HEMUS, das von der ERF-Stiftung gegründet wurde, um Innovationen und Entwicklungen bei den Anbausystemen zu ermöglichen. „Die erste Ernte von Ackerbohnen und Rote Bete verlief gut. Da wir zwischen den Modulen arbeiten, die teils 9, teils 15 Meter auseinanderliegen, und wir auf 6-Meter-Streifen anbauen, braucht es allerdings schon etwas Kreativität, um mit den richtigen Landmaschinen zwischen den Modulen zu arbeiten.“ Die Aeres University of Applied Sciences forscht zur Quantität und Qualität der Pflanzen. Auf den ersten Blick scheint es einige Unterschiede zwischen den Streifen zu geben. „Der Ertrag scheint auf den kleineren Versuchsflächen etwas geringer zu sein, möglicherweise weil es dort aufgrund der vorhandenen Solarmodule proportional mehr Schatten gibt und es dort feuchter ist. Es lassen sich jedoch erst Aussagen treffen, nachdem man die Pflanzen einige Jahre lang beobachtet hat.“  

Rote Beete Knollen in den Händen

Die erste Ernte von den Ackerstreifen zwischen den Modulen des niederländischen Agri-PV-Parks Symbizon. Foto: Barbara Kieboom

Das Land, auf dem der Solarpark steht, ist in vier Versuchsflächen unterteilt: 
1) Solarmodule in 9 Metern Entfernung mit Streifenanbau und Kräuterstreifen,  
2) Solarmodule in 15 Meter Entfernung mit Streifenanbau und Kräuterstreifen,  
3) keine Solarmodule, aber Streifenanbau und Kräuterstreifen und  
4) vollständiger Streifenanbau.  

„Auf diese Weise erfahren wir zum Beispiel mehr darüber, wie sich der Schatten der Module auf die Pflanzen und Kräuter auswirkt“, so Slobbe. Auffallend war das viele Unkraut zwischen den Pflanzen. Dies ist wahrscheinlich auf eine Kombination aus den Aushubarbeiten während des Baus von Symbizon und den diesjährigen guten Wetterbedingungen für Unkraut zurückzuführen.  

Positives Feedback

Das Ziel des Projekts ist ein guter Ernteertrag für den Landwirt und ein guter Energieertrag aus den Solarmodulen. Tonnaer sagt: „Wir müssen zum Beispiel noch untersuchen, welche Auswirkungen das Drehen der Module hat. Wie wirkt sich dies auf das Pflanzenwachstum aus? Hier könnte man zum Beispiel darüber nachdenken, wann die Module gedreht werden sollten: bei niedrigen oder hohen Strompreisen? Und passt das mit der Feldarbeit zusammen? Das alles wirkt sich auf das Endergebnis aus. Alle Prozesse müssen letztendlich perfekt zusammenpassen.“ 

Tonnaer erhält positives Feedback von anderen Landwirten und aus verschiedenen Provinzen. „Wir führen bereits Gespräche mit mehreren Parteien über einen Agri-PV-Park, aber der Netzanschluss bleibt eine Herausforderung. Deshalb prüfen wir derzeit Standorte in den Niederlanden, an denen Vattenfall beispielsweise bereits Windkraftanlagen betreibt, da dort der Netzanschluss bereits vorhanden ist.“

Greifbare Ergebnisse

Alle Beteiligten sind begeistert und warten gespannt auf die Forschungsergebnisse. Slobbe sagt: „Wir werden diese Ergebnisse in ein neues Forschungsprojekt, Sunbiose 2, einfließen lassen, in dem wir die Ernteerträge, die Biodiversität und praktische Bewässerungsmaßnahmen  überwachen und untersuchen werden. Im nächsten Jahr werden wir auch andere Nutzpflanzen anbauen, die sich positiv auf die Bodenqualität auswirken.“  

Die diesjährige Ernte kann bald im Restaurant der Vattenfall Zentrale in Amsterdam verkostet werden. Ein Teil der Ernte wird für die Herstellung von Bohnentoast mit Rote-Bete-Aufstrich verwendet. „So sehen unsere Kollegen im Büro ein greifbares Ergebnis unserer Arbeit bei Symbizon: eine gelungene Kombination aus Solarenergie und Gemüseernte“, sagt Tonnaer abschließend. 

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