Erneuerung der Windparks in der Region IJsselmeer
Nach 25 Jahren treuem Dienst werden die Windturbinen des Windparks Irene Vorrink – einem der ältesten Windparks von Vattenfall in den Niederlanden – demontiert. Alle Teile der Windturbinen werden dabei, soweit möglich, recycelt.
Gleichzeitig werden im Projekt Windplanblauw neue Windkraftanlagen errichtet und bestehende durch neue Anlagen ersetzt.
Die 28 Windturbinen des Windparks Irene Vorrink – benannt nach der niederländischen Politikerin Vorrink, die 1996 verstarb – stehen zurzeit im Wasser entlang des IJsselmeerdijk nördlich von Lelystad. Der Bau wesentlich größerer Windturbinen in der Nähe des Deichs ist aus Gründen der Deichsicherheit nicht mehr zulässig. Darum können die Turbinen an derselben Stelle nicht umgebaut werden. Anstelle der derzeit 28 Windturbinen mit einer Gesamtkapazität von 16,8 MW bauen Vattenfall und die Windgenossenschaft SwifterwinT 500 und 1500 Meter weiter im IJsselmeer zwei Reihen von zwölf Windturbinen mit einer Gesamtkapazität von 132 MW. Von diesen Turbinen gehören 14 Vattenfall und 10 SwifterwinT.
Projekt WindplanblauwDie 24 neuen Windturbinen im IJsselmeer sind Teil des Projekts Windplanblauw, das gemeinsam von Vattenfall und der Windgenossenschaft SwifterwinT im Nordwesten der Provinz Flevoland entwickelt wird. Die bestehenden 74 Onshore- und Offshore-Windturbinen werden durch 61 größere Turbinen mit höherer Leistung ersetzt. Windplanblauw geht voraussichtlich ab 2023 in Betrieb. |
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Erfahrungen aus 25 Jahren Windpark Irene Vorrink
Scharnierbrücken
Betriebsleiter Herre van der Meulen arbeitet seit 45 Jahren für Vattenfall und dessen Vorgänger. Er war 1997 am Bau des Windparks beteiligt und wurde später Wartungsmanager des Windparks. „Windturbinen, die Ende letzten Jahrhunderts gebaut wurden, haben eine kürzere Lebensdauer als die aktuelle Generation von Windturbinen. Die Entwicklungen in diesem Bereich schreiten rasant voran“, sagt er. „Aber diese Turbinen haben ohne große Probleme all diese Jahre großartig funktioniert. Wir mussten nur einmal alle Getriebe überholen.“
Schön am Bau dieser Windturbinen findet er die gelenkigen Brücken, die nur an den Turbinen befestigt sind und diese mit dem Deich verbinden. „Es ist zwei Mal vorgekommen, dass ein paar Brücken von gestautem Eis angehoben wurden, aber weil sie nur an einer Seite schwenkten, verursachten sie keine Schäden an Brücke, Deich oder Turbine. Ein schönes Beispiel für vorausschauendes Denken.“
Schulbeispiel
Wie Herre arbeitet auch Senior Development Manager Henk Kouwenhoven seit mehr als 40 Jahren in der Windindustrie. Er war Ende der 1990er-Jahre am Bau des Windparks Irene Vorrink und letztes Jahr als Projektleiter an der Entwicklung der Investitionsentscheidung für den neuen Windpark beteiligt. „Landschaftlich betrachtet war der derzeitige Windpark ein Paradebeispiel dafür, wie ein Windpark in die Umgebung integriert werden kann“, erklärt Henk. Er sieht aber auch, dass seit der Entstehung der Windindustrie der Versuch unternommen wird, Strom aus Windkraft immer günstiger zu machen: „Dabei ist die Anzahl der Turbinen in einem Windpark nicht unbedingt entscheidend, sondern vor allem die Effektivität der Turbinen selbst. Den größten Gewinn bringen der Durchmesser und die Höhe der Turbinen, denn je höher man geht, desto mehr Wind kann genutzt werden.“ Neben dem Aspekt der Deichsicherheit war dies einer der Gründe, warum die neuen Turbinen mit einer Spitzenhöhe von rund 200 Metern mehr als einen halben Kilometer vor der Küste liegen.
Demontageprozess
Der Rückbau der Windturbinen und der Bau des neuen Windparks werden von Matthew Adam May begleitet, der bei Vattenfall Construction Management beschäftigt ist. „Ab Anfang März bereiten wir jeden Tag eine der Windturbinen so weit vor, dass wir sie einfach auseinandernehmen können. Wir legen sie zuerst still und entfernen dann möglichst viele Schrauben und Stromleitungen. Im April stehen dann alle Turbinen still, und von einem Lastkahn im Wasser aus demontieren wir die verschiedenen Teile der Turbine. Wenn die Witterungsbedingungen mitspielen, schaffen wir auch hier eine pro Tag“, sagt Matthew. Wenn der Rotor mit den Turbinenblättern, das Maschinenhaus und der Turm entfernt wurden, wird auch die Brücke zum Deich abgebaut. Letztendlich ragt dann noch ein kleiner Teil des Stahlfundaments an der Wasseroberfläche heraus. Mit Spezialausrüstung wird das Fundament von innen zwei Meter unter dem Boden des IJsselmeer abgesägt.Nachdem dieser Teil aus dem Wasser gezogen wurde, bleiben im Boden des IJsselmeers neben dem Deich noch der Rest des Fundaments und die Verkabelung übrig.
Deichsicherheit
Können der Rest des Fundaments und der Kabel unter dem Deich nicht auch noch entfernt werden? Das war zunächst der Ausgangspunkt der Behörden. „Am liebsten wollten wir alle Teile der Windturbinen entfernen und das Gebiet in seinem ursprünglichen Zustand hinterlassen, aber diesmal geht die Sicherheit des Deichs vor“, erläutert Matthew diese Entscheidung. Zum Entfernen der Fundamente ist eine spezielle Vibrationsausrüstung erforderlich. Allerdings befürchtet die Wasserbehörde Waterschap Zuiderzeeland, dass die Vibrationen Schäden am Deich verursachen könnten. Auch die nach dem Entfernen von Fundamenten und Kabeln verbleibenden Löcher können zur Bildung von Drängewasser führen. Dabei handelt es sich um Wasser, das unter dem Deich hindurchsickert und dadurch dessen Festigkeit beeinträchtigt.
Wiederverwertung
Die Turbinen des Windparks Irene Vorrink sind zu klein und zu alt, um an einem anderen Standort wiederverwendet zu werden. Daher werden alle Teile der Turbinen, wann immer dies möglich ist, recycelt. „Viel Material vom Turm bis zur Gondel kann relativ einfach recycelt werden“, erläutert Matthew, „denn dabei handelt es sich um Stahl, Kupfer und andere Metalle, Öle und Kunststoffe.“ Das Recycling der Turbinenblätter ist schwieriger, aber Vattenfall hat sich verpflichtet, diese ab 2030 zu hundert Prozent zu recyceln. Matthew geht davon aus, dass er dieses Ziel bereits jetzt mit den in Kürze 84 demontierten Turbinenblättern erreichen kann: „Wir verhandeln gerade mit mehreren Parteien, um sicherzustellen, dass alle Blätter zu hochwertigen Rohstoffen für völlig neue Produkte recycelt werden.“
Video und Fotos:
Jorrit Lousberg