Innerhalb der letzten Monate entstand am Vattenfall Standort Reuter West in Berlin-Spandau einer der größten Wärmespeicher Europas. Wer in dieser Zeit regelmäßig die Nonnendammallee passiert hat, konnte die Errichtung des nun 45 Meter hohen Bauwerks mit Spannung verfolgen.
Im April 2023 wird der größte Wärmespeicher Deutschlands mit einem Fassungsvermögen von 56 Millionen Litern den kommerziellen Betrieb aufnehmen. Dies entspricht in etwa dem Volumen von 350.000 Badewannen. Er wird Fernheizwasser mit einer Temperatur von 98 Grad Celsius speichern und somit maßgeblich den Fortschritt der Wärme- und Energiewende sowie die Erhöhung der Energiesicherheit in Deutschland vorantreiben. Gemeinsam mit der auf dem Kraftwerksgelände angrenzenden Power-to-Heat-Anlage, die die größte Europas ist, wird der Speicher die Nutzung überschüssiger regenerativer Energie aus dem Netz ermöglichen.
Alles andere als nur den Wasserhahn aufdrehen
Im Juli beginnt die Vattenfall Wärme mit der Erstbefüllung des Speichers. Die kontinuierliche Bereitstellung solch großer Mengen an Fernheizwasser stellt eine neue Herausforderung für die Kolleg:innen dar. Denn anders als im heimischen Badezimmer, kann hier nicht einfach der Wasserhahn aufgedreht werden. Vergleichbar mit destilliertem Wasser für das Bügeleisen, brauchen wir zunächst einmal spezielles Wasser. Dieses Wasser ist teilentsalzt und entgast, um den Verschleiß im Berliner Stadtwärmenetz zu reduzieren.
Das aufbereitete Fernheizwasser muss dann in das Berliner Stadtwärmenetz mit über 2.000 Kilometer Rohrleitungen eingespeist werden, damit wiederum der Wärmespeicher aus dem Netz heraus befüllt werden kann. Hierfür ist insbesondere das Betreiben der Wasseraufbereitungsanlagen an den Kraftwerksstandorten Reuter West und Klingenberg von Bedeutung. Kleinere Anlagen in Charlottenburg und Lichterfelde sollen bei Bedarf ebenfalls unterstützen. Engstellen zwischen den historisch bedingten Versorgungsgebieten Ost und West führen zur Begrenzung der Transfermengen und mussten bei der Planung berücksichtigt werden.
Die Erstbefüllung wird rund zwei Monate in Anspruch nehmen. Währenddessen wird sich das Fundament des Wärmespeichers durch das hohe Gewicht insgesamt um rund 6 Zentimeter absenken. Im Anschluss werden mit dem Beginn der Probeläufe die ersten Aktivitäten zur Inbetriebsetzung beginnen.
Der Wärmespeicher stellt einen weiteren Meilenstein zur Reduktion der CO2-Emissionen dar und leistet somit einen relevanten Beitrag zur Berliner Wärmewende.