Windkraftanlage mit einem schwarzem Rotorblatt- davor ein Vogelschwarm

Schwarze Rotorblätter reduzieren Vogelkollisionen

Schwarze Rotorblätter können die Zahl der Kollisionen von Vögeln an Windkraftanlagen um 70 Prozent verringern, wie eine norwegische Studie gezeigt hat. Aber werden niederländische Vögel sich genauso verhalten und werden dunkel gefärbte Rotorblätter von der niederländischen Öffentlichkeit akzeptiert? Eine neue Studie in Eemshaven soll Antwort auf diese Fragen geben.

Bei sieben Windkraftturbinen des Energiedienstleisters RWE im niederländischen Eemshaven wird eines der Rotorblätter schwarz lackiert. Damit soll untersucht werden, ob diese Maßnahme dazu beitragen kann, das Verletzungsrisiko für Vögel durch Kollisionen mit den Rotorblätter zu reduzieren. Die Studie hat bereits begonnen und wird voraussichtlich bis Ende 2024 laufen.

In diesem Jahr wird als Vergleichsgrundlage eine Basismessung durchgeführt. Im nächsten Jahr werden die Rotorblätter lackiert und zwei Jahre lang werden die Turbinen überwacht, ob diese Maßnahme Auswirkungen auf die Anzahl der Vogelkollisionen hat. Darüber hinaus werden die Auswirkungen der lackierten Rotorblätter auf die Flugsicherheit und die Landschaft untersucht.

Übertragbarkeit früherer Forschungsergebnisse auf die Niederlande?

Eine von Vattenfall und einer Gruppe norwegischer Partner finanzierte Studie auf der norwegischen Insel Smøla hat bereits die Auswirkungen schwarzer Rotorblätter von Windkraftanlagen untersucht. Diese Studie zeigte, dass nach dem Lackieren eines Rotorblatts 70 Prozent weniger Kollisionen erfolgten.

Porträt von Jesper Kyed Larsen, Umweltexperte bei Vattenfall

Jesper Kyed Larsen, Umweltexperte bei Vattenfall

„Das hängt damit zusammen, wie Vögel den sich bewegenden Rotor einer Windkraftanlage wahrnehmen“, sagt Jesper Kyed Larsen, Umweltexperte bei Vattenfall. „Wenn sich ein Vogel den rotierenden Blättern nähert, können sich drei einzelnen Blätter zu einem Schleier verschmelzen und die Vögel können ihn nicht mehr als zu vermeidenden Gegenstand wahrnehmen. Ein schwarzes Rotorblatt unterbricht das Muster, wodurch die Verschmelzung der Blätter in der Wahrnehmung der Vögel weniger wahrscheinlich ist.“

In den Niederlanden sind jedoch andere Vogelarten heimisch und die Landschaft unterscheidet sich stark von der in Norwegen, ebenso wie die meteorologischen Bedingungen. 

Jesper Kyed Larsen weiter: „Wir sind ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, die Auswirkungen von Windkraftanlagen auf die Umwelt zu reduzieren. Deshalb freuen wir uns sehr, an dieser Studie in Eemshaven teilnehmen zu können. Wir wollen die Potenziale der schwarzen Rotorblätter in einem niederländischen Kontext besser verstehen. Wenn wir andere Wege finden könnten, um das Kollisionsrisiko für Vögel zu verringern, als die Windkraftanlagen vorübergehend anzuhalten und die Erzeugung erneuerbarer Energien einzuschränken, wäre das natürlich besser für alle.“

Auswirkungen auf die Landschaft

Ein Diskussionspunkt in der norwegischen Studie war, dass schwarze Rotorblätter nicht nur für Vögel, sondern auch für Menschen auffälliger sind. Die Frage war, ob die Umgebung durch die optische Wirkung beeinträchtigt wird.

Windkraftanlage mit einem schwarzem Rotorblatt- davor ein Vogelschwarm

Windkraftanlage mit schwarzem Rotorblatt - Foto: iStock

„Norwegens Westküste ist nicht für blauen Himmel und Sonnenschein bekannt“, sagt Bjarke Laubek, der ebenfalls Umweltexperte bei Vattenfall ist. „Im Gegenteil gibt es hier oft graues und regnerisches Wetter oder Tage mit wechselhafter, sich schnell ändernder Bewölkung. Dies sorgt für sich ständig ändernde Lichtverhältnisse in der Landschaft und bei den darin befindlichen Windkraftanlagen. Die schwarzen Rotorblätter fallen daher kaum in der Landschaft auf, jedenfalls nicht mehr als die grauen. Die Bevölkerung in der Umgebung schien davon nicht gestört zu sein. Die schwarz lackierten Rotorblätter durften daher bis zum Ende ihrer Lebensdauer bleiben, statt nur für die Dauer des Forschungsprojekts. In den Niederlanden haben wir häufiger einen klaren, blauen Himmel als in Norwegen. Die Lichtverhältnisse an den Windkraftanlagen sind daher anders, aber es ist immer noch schwer abzuschätzen, wie auffällig die schwarzen Blätter in einer niederländischen Landschaft sein werden.“

Auswirkungen auf die Rotorblätter

Es ist auch wichtig, im niederländischen Kontext mehr Wissen über die praktischen und finanziellen Aspekte der schwarzen Rotorblättern zu erlangen. Hat die schwarze Lackierung Auswirkungen auf die Haltbarkeit und damit auf den Wartungsbedarf der Rotorblätter? Die Studie von Eemshaven wird dies ebenfalls berücksichtigen.

Das Black-Blade-Pilotprojekt in Eemshaven ist eine Initiative von RWE und der Provinz Groningen in Zusammenarbeit mit anderen öffentlichen Behörden, der niederländischen Vogelschutzorganisation Vogelbescherming Nedelands und Akteuren des Windsektors: Vattenfall, Eneco Energy, Pure Energy, Statkraft Energy und Groningen.nl Energy.

Kraniche und Gänse haben dänische Windkraftanlagen gemieden

2020 hat Vattenfall ein umfangreiches → Forschungsprojekt zum Verhalten von Vögeln in der Nähe von Windkraftanlagen in der dänischen Region Nordjütland abgeschlossen. Jesper Kyed Larsen: „Die Studie hat gezeigt, dass die untersuchten Vögelkollisionen mit Windkraftanlagen viel besser vermieden werden können als erwartet. Weit über 99 Prozent der in dem Gebiet fliegenden Kurzschnabelgänse und Kraniche wichen den Rotorblättern aus.“

Den Bericht der Studie (in Englisch) finden Sie hier: 
Pink-footed Goose and Common Crane exhibit high levels of collision avoidance at a Danish onshore wind farm

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