Offshore-Auktionen: "Same procedure as last year? Besser nicht"

Vergangenen Sommer führte die Bundesnetzagentur erstmalig eine dynamische Auktion zur Versteigerung von Offshore-Windkraftflächen durch. Ein Milliardengeschäft für Deutschland, denn die beiden erfolgreichen
Bieter BP und Total [1] boten insgesamt 12,6 Mrd. Euro. Beim Werben um das höchste Gebot kommen aber nachhaltige Kriterien zu kurz.

Der folgende Kommentar ist von Catrin Jung, Leiterin des Bereichs Offshore Wind bei Vattenfall, und erschien zuerst auf energate messenger+ (energate-messenger.de)

Catrin Jung, Leiterin des Bereichs Offshore-Wind bei Vattenfall

Der Ausbau der Offshore-Windenergie gehört zu den erklärten Zielen der Bundesregierung. Bis 2030 soll der Anteil der installierten Windleistung auf See von jetzt 8,4 Gigawatt (GW) auf 30 GW anwachsen - und gar auf 70 GW bis 2045. Das ist gut und richtig, denn die heimische Industrie braucht dringend Grünstrom zur Erreichung ihrer Klimaziele. Und das zu bezahlbaren Preisen.

Der Kern dieses Ausbaupfads ist das "Windenergie auf See Gesetz". Es gibt die Regeln vor, nach denen der Zubau von Offshore-Windparks in Deutschland erfolgt. Neben zahlreichen guten Ansätzen weist das "WindSeeG" jedoch in seiner jetzigen Fassung eklatante Schwächen auf, die es zu beheben gilt. Insbesondere das zweigeteilte Auktionsdesign bietet weiterhin Anlass zu Kritik.

Denn wie im Jahr 2023 wird es auch in diesem Jahr wieder zwei Gebotsrunden geben: für die nicht voruntersuchten Flächen und anschließend für die voruntersuchten Flächen. Und wie im vergangenen Jahr machen die nicht voruntersuchten Flächen im Juni den Anfang. Für diese Flächen gilt das berühmt-berüchtigte dynamische Gebotsverfahren. Wir erinnern uns: Im Juli 2023 wurden die Eintrittsrechte für vier Bauflächen mit zusammen sieben Gigawatt Leistung in einem Bieterwettstreit über bis zu 72 Runden für die astronomische Summe von insgesamt 12,6 Milliarden Euro vergeben. Ein ähnliches Szenario droht erneut.

Innovative und umweltschonende Konzepte bleiben außen vor

Ist dieses Preisniveau dann erst einmal "dynamisch" gesetzt, wird sich das voraussichtlich auch auf die Auktionsrunde im August für die zentral voruntersuchten Flächen auswirken. Hier kommen zu einem Anteil von 40 Prozent zwar auch qualitative Kriterien zum Tragen und es wird jeweils nur ein Gebot abgegeben; da das Höchstgebot jedoch mit 60 Prozent auch hier den Ausschlag gibt, gilt ebenfalls: Wer am meisten zahlt, erhält den Zuschlag. So
werden keine innovativen und umweltschonenden Errichtungs- und Betriebskonzepte angereizt. Wer sollte sich diese Mühe machen?

Wer es ernst meint mit dem Schutz der Meere, der muss den gesetzlichen Rahmen so setzen, dass der Nachhaltigkeitsgedanke, die Förderung der Biodiversität, die Schonung der Meeresumwelt schon ab Tag eins der Planung eines Offshore-Windparks zentrale und ausschlaggebende Kriterien sind, die eine realistische Chance auf Erfolg haben. Das bedeutet: Weg von dem "wer bietet mehr" hin zu einem einheitlichen System, sowohl für die nicht vorentwickelten wie auch die vorentwickelten Flächen. In diesem System muss den qualitativen Kriterien mehr Gewicht gegeben werden. Das jetzige dynamische System sammelt lediglich viel Geld für den Bund ein, der es dann selbst für den "nachhaltigen Meeresschutz" einsetzt. Fehlt es hier möglicherweise etwas an Vertrauen in den Willen der Betreiber zur Innovation?

Abschließend nochmals ein Wort zum lieben Geld. Es ist völlig legitim, Pachtzahlungen für die genutzten Meeresflächen zu leisten. Jedoch in angemessener Höhe. Dies ließe sich über eine fixe Gebotskomponente oder eine gedeckelte Zahlung realisieren und würde sich kostendämpfend auf den Strompreis auswirken. Das gilt umgekehrt jedoch genauso. Denn die irrwitzigen Gebotssummen im jetzigen System müssen am Ende zurückverdient werden.

[1] Verweis aus dem Intro: BP und Total zahlen Milliarden für Offshore-Flächen in Nord- und Ostsee – energate messenger+ (energate-messenger.de)

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