Rente mit 50: Ein Stück Berliner Energiegeschichte geht in Ruhestand
Heute, 01.10.2019, beginnt die Stilllegung des Blocks C des Berliner Kraftwerks Reuter. Reuter C war bei seiner Inbetriebnahme am 01.12.1969 mit einer installierten Leistung von 132 Megawatt der bis dato größte Kraftwerksblock und hat über fünf Jahrzehnte wesentlich zur Sicherung der Wärme- und Stromversorgung vor allem in West-Berlin beigetragen.
Der Kraftwerksstandort Reuter wird über seine geschichtliche Bedeutung hinaus auch künftig eine zentrale Rolle beim geplanten Kohleausstieg von Vattenfall in Berlin bis 2030 spielen. Entsprechend den Ergebnissen der kürzlich vorgestellten Machbarkeitsstudie werden die Heizkraftwerke Reuter West und Moabit zu zukunftsfähigen Energie-Verbundstandorten weiterentwickelt. Am Standort sind verschiedene Konzepte zur Weiterentwicklung entweder bereits im Einsatz oder in der Erprobungsphase.
So hat Vattenfall als Ersatz für Block C kürzlich Europas größte Power-to-Heat-Anlage in Betrieb genommen. Die Power-to-Heat-Anlage erzeugt Fernwärme aus elektrischer Energie und ist ein wichtiger Baustein der Berliner Wärmewende. In das Gesamtprojekt zum Ersatz von Reuter C – bestehend aus der Power-to-Heat-Anlage und den gasbefeuerten Heißwassererzeugern - investiert die Vattenfall Wärme Berlin AG knapp 100 Millionen Euro. Ebenfalls am Standort Reuter erprobt Vattenfall zusammen mit dem schwedischen Unternehmen SaltX Technology, inwieweit sich überschüssiger Grünstrom aus Wind oder Sonne in Form von Wärme in Salz speichern lässt.
Der Kraftwerksstandort Reuter hat für Berlin eine besondere geschichtliche Bedeutung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kraftwerk, das 1932 als Kraftwerk West als Pendant zum bereits in Betrieb befindlichen Kraftwerk Klingenberg in Betrieb genommen worden war, zunächst von den Sowjets bis auf die Maschinenfundamente demontiert. Der dringend notwendige Wiederaufbau verzögerte sich durch Einsprüche der Sowjets in der Alliierten Kommandantur bis ins Jahr 1948 und wurde durch die Blockade Berlins 1948/1949 weiter erheblich erschwert. Über die Berliner Luftbrücke wurden Kessel- und Maschinenteile mit einem Gesamtgewicht von 1.416 Tonnen eingeflogen. Am 01.12.1949 konnte schließlich die Inbetriebnahme durch Berlins Oberbürgermeister (später Regierender Bürgermeister) Ernst Reuter stattfinden. Nach seinem Tod 1953 wurde das Kraftwerk West ihm zu Ehren in Kraftwerk Reuter umbenannt.
Der weitere Aufbau des Kraftwerks vollzog sich kontinuierlich in mehreren Stufen, 1956 war das Kraftwerk Reuter mit einer installierten Leistung von 326 Megawatt das größte Kraftwerk in West-Berlin. Mit der Inbetriebnahme von Reuter C im Jahr 1969 verfügte der Kraftwerksstandort schließlich über eine installierte Leistung von 458 Megawatt, um die Versorgung der „Insel“ West-Berlin zu sichern.
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