Erneuerbare integrieren: Batteriespeicher aus BMW-Batterien
Als Vattenfall 2017 einen Vertrag mit der BMW Group über die Lieferung von bis zu 1.000 BMW i-Batterien schloss, führte das zu verwunderten Fragen: Ein Energieunternehmen und Batterien für Elektrofahrzeuge? Wie passt das zusammen? Stromspeicher zeigen die Verbindung.
„Wir hatten zuerst gebrauchte Batterien aus BMW i3-Fahrzeugen genutzt, um in Hamburg kleine Batteriespeicher zu bauen. Jetzt haben wir größere Projekte realisiert und dabei mit neuen Batterien gearbeitet“, sagt Daniel Hustadt, Projektleiter bei der Vattenfall Innovation GmbH und zuständig für Technologieentwicklung. Er betont: „In Sachen Batteriespeicher haben wir einiges vor. Energiespeicher und Netzstabilität sind die großen Themen der neuen Energiewelt.“
Batteriespeicher zur Integration Erneuerbarer
Dass für eine erfolgreiche Energiewende Speicher gebraucht werden, steht außer Frage. Weniger klar ist bisher, wie sie aussehen sollen und wie sie bestmöglich eingesetzt werden können. Speicher sollen die Integration von erneuerbaren Energien in das bestehende Energiesystem befördern. Langfristig soll mit ihrer Hilfe eine 100-prozentige Versorgung mit Erneuerbaren erreicht werden. „Darum nutzen wir die Standorte, an denen wir Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen, um mit dem Bau von Batteriespeichern mehr und mehr Erneuerbare in das System zu integrieren und gleichzeitig Auslastung und Flexibilität dieser Standorte zu verbessern“, erläutert Daniel Hustadt.
Bild links: Batteriespeicher am “Prinzessin Alexia“-Windpark
Batteriespeicher in Hamburg
Eine solche Anlage entsteht gerade am Windpark Curslack im Hamburger Stadtteil Bergedorf. Aus Lithium-Ionen-Batterien von BMW baut Vattenfall hier ein Speicherregelkraftwerk aus Batterien. Es soll in Kürze den Betrieb aufnehmen. Für diese Großbatterie arbeitet das Energieunternehmen mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) und dem Unternehmen Nordex zusammen. Als Teil des Vorhabens Norddeutsche Energiewende NEW 4.0 wird sie dazu beitragen, die Versorgungssicherheit auch bei einer Stromerzeugung ausschließlich aus erneuerbaren Energien zu gewährleisten. Zudem sorgt der Speicher für eine effizientere Nutzung der vorhandenen Netzstruktur.
Große Speicherprojekte in den Niederlanden und Großbritannien
Der Batteriespeicher in Curslack ist bereits der dritte, den Vattenfall mit BMW i-Batterien errichtet. Der erste Speicher aus diesen Batterien wurde am 122-MW-Onshore-Windpark „Prinzessin Alexia“ in der Nähe von Amsterdam gebaut. Mit einer installierte Leistung von 3,2 Megawatt (MW) ist es der erste große Speicher Vattenfalls in den Niederlanden. Im kommenden Jahr wird er auf 12 MW erweitert. Der Batteriespeicher ermöglicht unter anderem die Erbringung von Primärregelleistung.
Im Vergleich zu dem bisher größten Batteriespeicherprojekt wirkt er dennoch klein: Am 230-MW-Windpark Pen y Cymoedd in Südwales arbeitet eine 22 Megawatt-Anlage, der bisher größte Batteriespeicher Vattenfalls. Er soll dazu beitragen, die Stabilität des landesweiten Stromnetzes in Großbritannien durch sogenannte Systemdienstleistungen, wie Enhanced Frequency Response (EFR), zu unterstützen.
Speicher auch wirtschaftlich wichtig
Neben ihrem Beitrag zum Klimaschutz sind Speicherlösungen wie die am Windpark Curslack auch wirtschaftlich von Bedeutung. Dadurch, dass Windpark und Speicher die elektrische Infrastruktur wie den Netzanschluss gemeinsam nutzen, können die Projekte wirtschaftlicher betrieben werden. Solche Hybridparks bieten also für Windparkbetreiber bei sinkender staatlicher Förderung ein alternatives Markt- und Finanzierungsinstrument. Dank moderner Speicherlösungen wird es der Branche in Zukunft gelingen, ihren Anteil an der Deckung des Strombedarfs mehr und mehr zu erhöhen.
„Neben solchen großen Speichern arbeiten wir zurzeit auch an anderen Einsatzmöglichkeiten für Batterien. Beispielweise bieten wir Industriekunden an, ihre Stromkosten durch Leistungskappung – das sogenannte Peak Shaving - zu reduzieren oder die Versorgungssicherheit durch Backup-Systeme ohne fossile Brennstoffe zu erhöhen“, sagt Daniel Hustadt. „Da gibt es noch viele Möglichkeiten.“
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