Modellansicht des Atrium im neuen Vattenfallgebäude am Südkreuz Berlin

Der CO2 Fußabdruck muss kleiner werden

Während die Energieeinsparverordnung bisher nur den Energiebedarf eines Gebäudes in der Nutzungsphase betrachtet, tritt nun die Umweltbelastung während des gesamten Lebenszyklus in den Fokus.

Mehr als 2.000 Berliner Beschäftigte werden 2021 in einen Holz-Beton-Hybrid-Gebäudekomplex am Südkreuz umziehen. Die künftige Firmenzentrale wird die Nachhaltigkeits- und CO2-Bilanz des Energiekonzerns vergleichsweise wenig belasten. Das gilt nicht nur für die Nutzungszeit, sondern für den gesamten Lebenszyklus des Gebäudekomplexes. Die ausführliche Fassung des Artikels von Jörn Pestlin ist in der Fachzeitschrift Der Immobilienmanager erschienen:

Holzhybrid besonders umweltfreundlich

Nach Angaben des Projektentwicklers Edge reduziert die Kombination des nachwachsenden Rohstoffes Holz mit Beton die bei der Herstellung des Rohbaus anfallende CO2-Emission im Vergleich zur konventionellen Stahlbetonbauweise um bis zu 80 Prozent. Außerdem seien die verwendeten Baumaterialien weitgehend recyclingfähig. ,,Holzhybrid-Gebäude sind über ihren gesamten Lebenszyklus besonders umweltfreundlich", betont Martin Rodeck, Vorsitzender der Geschäftsführung von Edge Technologies in Deutschland.

Modell Südkreuz

Modell der neuen Berliner Vattenfall Zentrale am Südkreuz

Die mit dem Bau der Vattenfall Zentrale beauftragte Bremer Zech Building nutzt bei diesem Projekt ein vom österreichischen Start-up Cree entwickeltes modulares Holz-Hybrid-System. Mit diesem ließen sich 30-stöckige Hochhäuser mit einer Höhe von bis zu 100 Metern realisieren, versichern die Entwickler. Holz und Beton teilen sich bei der Konstruktion die Traglasten. Ohne Nachteile im Vergleich zur konventionellen Betonausführung spare die Holz-Hybrid-Modulbauweise Ressourcen, unterstreicht Olaf Demuth, Geschäftsführer der Zech Building GmbH.

Südkreuz Visualisierung Aussenansicht

Die neue Berliner Vattenfall Zentrale soll im ganzen Lebenszyklus möglichst wenig zum CO2-Fußabdruck des Unternehmens beitragen

Die Betrachtung des Energie- und CO2-Fußabdruckes eines Gebäudes über dessen gesamten Lebenszyklus ist bisher weder Standard noch gesetzlich verankert. Die Energieeinsparverordnung (EnEV) und der aktuelle Referentenentwurf zum Gebäudeenergiegesetz (GEG) regeln die Anforderungen an den Energiebedarf eines Gebäudes in dessen Nutzungsphase. Was in den Baustoffen an Energie und Emissionen steckt, unterliegt bisher keinen Regelungen.

Die Betrachtung des kompletten Lebenszyklus des Gebäudes in Form einer Ökobilanz mache weitere Klimaschutzpotentiale zugänglich. Auf diese Weise werde eine am Klimaschutz orientierte Wahl von Baumaterialien und Bauweisen ermöglicht und befördert.

Budget schon überzogen

Um die Pariser Klimaziele erreichen zu können, müssen nach Berechnung des europäischen Forschungsprojektes Carbon Risk Real Estate Monitor (CRREM) europäische Gewerbeimmobilien ihre CO2-Emissionen bis 2050 um mehr als 80 Prozent reduzieren. Danach sieht es zurzeit aber nicht aus. Laut CRREM hinke die europäische Immobilienwirtschaft dem Dekarbonisierungsfahrplan deutlich hinterher. Bei der aktuellen Emissionsrate werde sie ihr bis 2050 verfügbares CO2-Budget bereits im Jahr 2036 vollständig verbraucht haben. Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass mit der zunehmenden Dekarbonisierung der Stromproduktion und damit des Gebäudebetriebes die im Gebäude selbst steckende Graue Energie stärker in den Fokus rücke. Um die Klimaziele noch zu erreichen, müssen zusätzliche CO2-Einsparungen in diesem Bereich realisiert werden.

Jörn Pestlin: Der Fußabdruck muss kleiner werden (Der Immobilienmanager 6/7 2019)

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