Jan Grundmann zum neuen Forschungsprojekt: Biomethan & Torfersatzstoff aus Pappelholz
Vattenfall baut seit 2015 im weiteren Berliner Umland auf 2.000 Hektar Ackerfläche Energieholz an. Dort wachsen Pappeln, aus denen Holzhackschnitzel zur Versorgung des Berliner Biomasse-Heizkraftwerkes Märkisches Viertel gewonnen werden. In einem Forschungsprojekt wird untersucht, inwieweit sich diese Hackschnitzel auch für die Erzeugung von Biomethan und damit zur individuellen Wärmeversorgung eignen.
Jan Grundmann, Innovationsmanager „Individuelle Wärmelösungen“ der Vattenfall Energy Solutions GmbH und Geschäftsführer der Energy Crops GmbH, einer Vattenfall-Gesellschaft die Energieholz anbaut, erläutert im Interview das neue Forschungsprojekt.
Holz galt bislang als für Biogasanlagen ungeeignet. Was hat sich geändert?
Jan Grundmann: Bei den meisten Holzarten ist der Anteil schwer abbaubarer Faserverbindungen für die Biogaserzeugung tatsächlich zu hoch. Pappel als Weichholz mit geringerem Ligninanteil bietet aber grundsätzlich gute Voraussetzungen. Diese guten Eigenschaften haben wir mit dem DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH in einer Art Vorprojekt bestätigen können und das gemeinsame Forschungsvorhaben* initiiert. Mit dabei ist das Unternehmen Klasmann Deilmann GmbH (KD). Als einer der weltweit führenden Hersteller von Substraten für den Gartenbau prüft es den Gärrest auf seine Eignung als Torfersatzprodukt. Im ersten Teilprojekt wurde die grundsätzliche Machbarkeit bestätigt, die Biogasausbeute ist gut und KD konnte gute Ergebnisse mit dem Gärrest als Torfersatzprodukt erzielen. Im zweiten Teilprojekt, das im Dezember 2021 gestartet ist, wird nun zur praxisorientierten Umsetzung im Labor- bzw. halbtechnischen Maßstab geforscht.
Wie funktioniert das Verfahren?
Das Pappelholz wird zerfasert, in einer Biogasanlage vergoren und das gewonnene Biogas aufbereitet. Dabei wird reines Methan – wie Erdgas – gewonnen und dann als „grünes“ Erdgas oder besser „Biomethan“ in das Erdgasnetz eingespeist. Damit ist es deutschlandweit – also da, wo wir es benötigen – nutzbar. Das Torfersatzprodukt entsteht durch mechanische Entwässerung des Gärrestes und einem nachgelagerten, kurzen Kompostierungsschritt.
Biomethan aus Pappelholz – wo liegen die ökologischen Vorteile?
Die einjährigen landwirtschaftlichen Kulturen zur Gewinnung von Biogasrohstoffen haben keine wirklich gute Klimabilanz und sind deshalb in der Kritik. Der Anbau von Pappeln als Dauerkultur hat zahlreiche Vorteile: einmal gepflanzt, 20 Jahre und länger genutzt, ohne mineralische Düngung und weniger Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln. Die Bodenruhe und das starke Wurzelwachstum bilden einen unterirdischen Kohlenstoffspeicher, so werden CO2-Emissionen vermieden. Durch den Verzicht auf Stickstoffdüngung ist die Stickstoffkonzentration in der Bodenlösung gegenüber einjährigen Kulturen drastisch reduziert. Somit sind auch klimaschädliche Lachgasemissionen und die Belastung des Grundwassers mit Nitrat minimiert. Weiterhin spart die extensive Bewirtschaftung, bei der die Ernte lediglich alle drei Jahre durchgeführt wird, nicht nur Emissionen, sondern bietet zugleich zahlreichen Arten einen Rückzugsraum.
*Förderung:
Beide Vorhaben wurden bzw. werden von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert:
Biomethan & Torfersatzstoff aus Pappelholz (PaplGas): 22038318
Biomethan & Torfersatzstoff aus Pappelholz (PaplGas2): 2221MT017A und 2221MT017B
→ Pappelholz-Biomasse doppelt verwerten (Pressemitteilung vom 15.03.2022)