Kraftwerk Marzahn

Projektleiter berichtet vom Neubau des Heizkraftwerks Marzahn

Im Berliner Ortsteil Marzahn wurde am 3. Juni 2020 das Heizkraftwerk (HKW) Marzahn offiziell in Betrieb genommen. Mit dieser Inbetriebnahme erfüllt Vattenfall den letzten großen Meilenstein aus der 2009 mit dem Land Berlin geschlossenen Klimaschutzvereinbarung. Zugleich ist Marzahn ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu unseren Zukunftsversprechen, bis 2030 aus der Kohle auszusteigen und innerhalb einer Generation ein Leben ohne fossile Brennstoffe zu ermöglichen. Wie der Neubau im Berliner Osten vonstatten ging und welche Bedeutung er hat, berichtet Projektleiter Jochen Ludwig. 

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Projektleiter Jochen Ludwig berichtet:

Ich arbeite an dem Projekt in Marzahn bereits seit 2013 mit und werde des Öfteren gefragt, wie es sich für mich anfühlt, eine so lange Wegstrecke erfolgreich zurückgelegt zu haben. Die Antwort: Für mich und mein Team ist es fantastisch, die Anlage termin- und budgetgerecht an Betrieb und Instandhaltung übergeben zu können. 
 
Als Vattenfall Anfang 2017 die “finale Investitionsentscheidung” getroffen hat wurde der 30. Juni 2020 als Zieldatum für die Inbetriebnahme festgelegt. Nun sind wir sogar vor diesem Termin fertig geworden. Auch kostenseitig haben wir das Ziel übererfüllt und blieben unter dem geplanten Budget. Außerdem konnten wir die Anlage so optimieren, dass wesentliche Parameter wie die thermische und die elektrische Leistung sowie der Brennstoffausnutzungsgrad über den Anforderungen liegen. Mit einem Wirkungsgrad von mehr als 90 Prozent ist das Heizkraftwerk Marzahn eines der effizientesten Heizkraftwerke Europas. Kein Wunder also, dass wir absolut zufrieden sind.

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Am 3. Juni 2020 wird das Heizkraftwerk Marzahn offiziell in Betrieb genommen

Gute Planung ist die halbe Miete

Wann beginnt eigentlich ein solches Projekt? Wenn die ersten Bagger auf das Baufeld rollen? Tatsächlich hatten wir zu diesem Zeitpunkt bereits einige Jahre Planungs- und Konzeptphase hinter uns. Schließlich wird eine so große Investition von 325 Millionen Euro in unserem Unternehmen intensiv hinterfragt. Wie passt die Anlage in unsere Strategie? Ist es die richtige Technologie, der richtige Standort? Nachdem wir sicher waren, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, mussten Prozesse definiert, Ausschreibungsunterlagen erarbeitet und Verträge abgeschlossen werden. Als vor drei Jahren dann die ersten Testpfähle gesetzt wurden und die eigentliche Bautätigkeit begann, war das für uns ein erster emotionaler Höhepunkt, auf den noch eine Reihe weiterer folgen sollten. 

Erfolgreiche Tests im Sommer und Winter 

Manch einer wird sich fragen, warum ein Heizkraftwerk im Sommer ans Netz geht. Wie kann man dann wissen, wie sich die Anlage in der „echten“ Heizperiode bewährt? Natürlich haben wir bereits im vergangenen Winter umfangreiche Tests durchgeführt. So lief das Heizkraftwerk zum Beispiel in einem vierwöchigen Winterprobebetrieb unter nahezu realen Bedingungen. Im Mai folgte der Sommerprobebetrieb.  
 
Das Heizkraftwerk wurde für uns maßgeschneidert und kann sich der Nachfrage hinsichtlich der Strom- und Wärmeerzeugung optimal anpassen. Das ist wichtig, um zum Beispiel auf Schwankungen bei der Einspeisung erneuerbarer Energien reagieren und zugleich die Bedürfnisse der Stadtwärmenutzer zuverlässig absichern zu können. Die Anlage ist so konzipiert, dass sie schnell zwischen Volllast und Teillast wechseln kann. Sie lässt sich selbst mit einer extrem niedrigen Teillast wirtschaftlich betreiben – schließlich wollen die Leute auch in den warmen Monaten heiß duschen.  

Bauen in Zeiten von Corona 

Wie auf jeder anderen Baustelle gab es auch in Marzahn unliebsame Überraschungen und Unwägbarkeiten. Letztlich haben wir für alles eine Lösung gefunden. Dass uns in der Schlussphase eine Pandemie fast einen Strich durch die Rechnung machen würde, das konnten wir natürlich nicht voraussehen. Ein Ausbruch des Coronavirus auf der Baustelle hätte zu Verzögerungen und deutlich höheren Kosten geführt. Deshalb haben wir massive Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um die Risiken so gering wie möglich zu halten. Das Team setzte die zusätzlichen Vorgaben hervorragend um. In Sachen Arbeits- und Gesundheitsschutz wurde über den gesamten Projektzeitraum ein guter Job gemacht. Die Anzahl der Arbeitsunfälle war erfreulicherweise sehr gering. Schwere Unfälle konnten wir zum Glück komplett vermeiden. 

Neuer Netzknoten 

Parallel zum neuen Heizkraftwerk bringt Stromnetz Berlin einen neuen Netzknoten an den Start. Die vorher vorhandene Infrastruktur wird den künftigen Anforderungen an die Stromverteilung nicht mehr gerecht und konnte nicht erweitert werden. Ein Netzknoten ist mit einem Sicherungskasten im Privathaushalt vergleichbar. Nur, dass es hier um deutlich höhere elektrische Bemessungswerte geht. Das Heizkraftwerk speist in den Netzknoten ein. Er verteilt den Strom bedarfsgerecht auf die Teil-Netzgebiete. In Umspannwerken wird er auf eine andere Spannungsebene transformiert. Zudem spielt der Netzknoten eine wesentliche Rolle bei der Anbindung an das Übertragungsnetz von 50 Hertz Transmission.  
 
Auch beim Stromnetz-Projektleiter Rainer Wegner kommt Freude darüber auf, dass die beiden eng verzahnten Bauvorhaben praktisch zeitgleich ins Ziel gehen. „Für uns war es wichtig, dass die Vattenfall Wärme Berlin von Anfang an genau sagen konnte, wie viel Strom eingespeist und bezogen werden soll und zu welchem Zeitpunkt sie starten wollen“, sagt Rainer Wegner. „Das wurde früh vertraglich geregelt. Daher konnten wir schnell anfangen zu planen und zu bauen.“

Ein tolles Team  

Hervorheben möchte ich unser Miteinander auf der Baustelle. Die Zusammenarbeit in Marzahn zwischen den vielen beteiligten Bereichen war von Anbeginn außergewöhnlich. Gemeinsame Traditionen entstanden und befeuerten den Teamspirit. So haben die Kolleginnen und Kollegen in der Baucontainer-Küche beispielsweise jeden Donnerstag mit und für einander ein gemeinsames Mittags-Festmahl zubereitet. Die tolle Zusammenarbeit hat wesentlich dazu beigetragen, dass das Projekt „in-time“ realisiert werden konnte.  
  
Ein wesentlicher Meilenstein war für uns die „Prüfung vor Inbetriebnahme“ der Anlage am 7. Mai 2020. Nach diesem Tag wussten wir: Wir haben es geschafft. Mein Dank geht an alle, die an diesem Projekt mitgewirkt haben. Vor allem an mein tolles Team. Ich bin sehr stolz auf euch!   

Und natürlich danken wir Siemens. Es ist so wichtig, einen hochkompetenten Lieferanten und Generalunternehmer an seiner Seite zu wissen, der in der Lage ist, ein Projekt mit dieser Komplexität zu beherrschen. Interessant ist, dass wichtige Komponenten direkt aus Berlin kamen: die Gasturbine wurde im Turbinenwerk Berlin-Moabit gefertigt und Schaltkomponenten wie die Vakuum-Leistungsschalter und die Generatorschaltanlage stammen aus der Berliner Siemensstadt.

Für die Anlage hat jetzt der Alltag begonnen. Auf mein Team und mich warten schon neue Aufgaben. Aber von Zeit zu Zeit werden wir einen Blick auf das Heizkraftwerk Marzahn werfen und zu uns selber sagen: Daran haben wir mitgewirkt. Wir haben etwas Bleibendes geschaffen. 

Faktenblatt Heizkraftwerk Marzahn, Juni 2020

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