Skyline Berlin mit Tiergarten und Siegessäule

Gissela Riccio zum Biodiversitätsprogramm der Stadtwärme Berlin

Biologische Vielfalt und Industrieanlage - auf den ersten Blick eher ein Widerspruch als etwas miteinander zu Vereinbarendes. Und doch kann beides zusammen gehen, wie die Vattenfall Wärme Berlin mit ihrem Biodiversitätsprogramm zeigt. 

Gissela Riccio mit dem Hinweisschild "Magerrasen für mehr Biodiversität" am Vattenfall Wärme Standort Heizkraftwerk Mitte in Berlin

Gissela Riccio, Vattenfall Wärme in Berlin

Im Interview spricht Gissela Riccio, bei der Vattenfall Wärme in Berlin zuständig für das Biodiversitätsprogramm, über die Gründe, aus denen Vattenfall sich für biologische Vielfalt einsetzt und welche Maßnahmen möglich sind. 

1.   Gissela Riccio, warum kümmert sich Vattenfall als Energieunternehmen um biologische Vielfalt? 

Gissela Riccio: Wir als Stadtwärme starten nicht erst jetzt mit dem Thema Biodiversität. Viele Kolleginnen und Kollegen sind umweltbewusst und haben aus eigener Initiative Maßnahmen zur Biodiversität bereits umgesetzt. Beispiele sind die Schafsbeweidungen an unseren Standorten Märkisches Viertel und Klingenberg, die blühenden Stadtgärten am Heizkraftwerk Mitte und in der Neuen Grünstraße in den Sommermonaten, um nur einige Initiativen zu benennen. 

Außerdem wurden Maßnahmen als Kompensation für die Genehmigung neuer Bauprojekte umgesetzt. Jedoch fehlte uns ein koordinierter Ansatz für unsere Biodiversitätsmaßnahmen.

Unser neues Programm ist von einer anderen Denkweise geprägt: Wir wollen Biodiversität stärker fördern, als wir gesetzlich verpflichtet wären. Wir wollen auch zeigen, dass man Klima- und Artenschutz nicht trennen kann, sondern dass beide zusammen gehören. Wir sehen durch verschiedene klimatische Ereignisse, wie instabile Ökosysteme zu Artensterben führen, dass diese aber auch dramatische Konsequenzen für Menschen haben.

Deswegen haben wir in diesem Frühjahr mit Professor Sascha Buchholz, einem Experten für Ökosystemkunde und Pflanzenökologie – damals an der Technischen Universität Berlin, inzwischen an der Uni Münster - unsere 21 Anlagen in Berlin besichtigt, um mögliche Maßnahmen für den Erhalt und die Förderung von Biodiversität zu identifizieren.

Unser Engagement zeigt, dass wir unser Wärmegeschäft verantwortungsbewusst betreiben wollen, also auch mit Achtung der Natur und das stärkt auch die positive Wahrnehmung Vattenfalls in der Stadtgesellschaft.

Was können wir konkret für biologische Vielfalt tun?
 

Als Ergebnis der Begehung mit Professor Buchholz grenzen wir zum Beispiel an mehreren Standorten potenzielle Flächen mit Magerrasen ab. Diese Flächen sind dann geschützte Biotope für Kleintiere wie Bienen und Käfer. Die Areale dürfen nicht mehr anderweitig genutzt werden und erhalten Schilder mit Erklärungen, was ein Magerrasen ist und wie die jeweilige, abgegrenzte Fläche Biodiversität schützt.

Konkret haben wir für 2022 drei Maßnahmen beschlossen: die Beschilderung der Magerrasen, das Aufstellen von Insektenhäusern und Wildbieneneinrichtungen in drei Pilotprojekten sowie die Konzeptionierung eines „Tiny Forest“ am Standort Märkisches Viertel.   

An manchen Standorten wie in Wilmersdorf, Charlottenburg und Moabit gibt es nur sehr wenige unbebaute Flächen und daher kaum Möglichkeiten für Biodiversitätsmaßnahmen. Immerhin ist es möglich, versiegelte Flächen wie Fassaden und Dächer zu begrünen. Das wirkt sich positiv auf das Klima in den Gebäuden aus.

Bei allen Maßnahmen ist die Abstimmung mit den Kraftwerks- und Projektleitungen sehr wichtig, da wir durch unser Biodiversitätsprogramm die Umbauprojekte der bestehenden Anlagen für eine klimaneutrale Erzeugung - zum Beispiel in den Heizkraftwerken Reuter und Klingenberg – nicht behindern wollen. Ideal ist es, wenn Biodiversitätsmaßnahmen von Anfang an in die Planung einzelner Projekte mit einbezogen werden. Es hat keinen Sinn, jetzt Maßnahmen umzusetzen, die in ein paar Jahren vielleicht wieder rückgängig gemacht werden müssen. Was wir für Biodiversität tun, soll nachhaltig sein.  

Wie geht es bei dem Thema weiter? 

Es gibt eine Biodiversitäts-Roadmap, die wir in Anlehnung an den konzernweiten Umweltaktionsplan entwickelt haben: 

Beschreibung der einzelnen Maßnahmen bis 2030 des Wärme Berlin Biodiversitätsprogramms

Neben den Maßnahmen, die wir umsetzen, gibt es zwei Voraussetzungen, die für den Erfolg des Programms notwendig sind. Zum einen ist es wichtig, Kooperationsverträge mit Fachleuten abzuschließen. Hier ist nicht nur an wissenschaftliche Expertise gedacht. Wir wollen uns auch mit Umweltorganisationen und Stiftungen vernetzen, die bereits Projekte in der Stadt und für die Stadt umgesetzt haben, von ihren Erfahrungen profitieren und uns beraten lassen. 

Zum anderen ist auch wichtig, dass mittelfristig die Fortschritte der Biodiversitätsmaßnahmen messbar sind. Dafür brauchen wir ein Biodiversitäts-Messbarkeitssystem, an dem wir gemeinsam mit unseren schwedischen Kolleginnen und Kollegen bereits arbeiten.   

Mehr zum Thema

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Wir messen unseren gesamten Biodiversitäts-Fußabdruck 
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