Batterien sind von sich aus flexibel

Alle wissen, was eine Batterie ist, aber die wenigsten kennen ihr enormes Potenzial. Tatsächlich werden Batterien in der Energiewende eine entscheidende Rolle spielen: Die einfache Energiequelle unterstützt die Stabilisierung der Stromnetze, um so Nachfrage und Angebot auszugleichen und eine konstante Frequenz von 50 Hertz aufrechtzuerhalten.

Mit der rasanten Zunahme der Anlagen im Bereich erneuerbarer Energie, die von Natur aus von Wind und Sonne abhängig sind, kann die regenerative Stromerzeugung nicht länger als unabhängig vom erweiterten Energiesystem betrachtet werden. Das Zusammenlegen von Speichertechnologien am gleichen Standort mit der Produktion – mit dem breiten Spektrum an verwandten Dienstleistungen – ermöglicht den Eigentümern der erneuerbaren Energieanlagen, ihre Einrichtungen noch weiter in das Energiesystem zu integrieren.

„Dank einer Kostensenkung von mehr als 80 Prozent im vergangenen Jahrzehnt und der Aussicht auf eine weitere Senkung um mehr als 50 Prozent bis 2030 sind Batterien eine der wichtigsten Technologien zur Stromspeicherung“, erklärt Sebastian Gerhard, Director of Batteries bei Vattenfall. „Batterien bieten eine enorme Flexibilität und die Erträge können durch den Verkauf der gespeicherten Energie auf den zahlreichen Energiemärkten optimiert werden. Zudem bieten sie Nebenleistungen, um die Nachfrage und das Angebot von Strom auszugleichen und die Netzstabilität zu erhöhen. Anders ausgedrückt: Batterien können bei viel Wind und Sonne, also bei niedrigen Preisen, Strom speichern und die Stromlieferungen dann zu Zeiten mit wenig Wind und Sonne und hohen Preisen verlagern.“

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Windpark und Batterie Ray

Die neueste, größte zusammengelegte Batterieanlage von Vattenfall ist die Battery@Ray, die im Frühjahr 2023 ans Netz angeschlossen wird. Dabei handelt es sich um eine 20-MW-Batterieanlage, die im 54-MW-Onshore-Windpark Ray mit 16 Turbinen in der Nähe von Newcastle im Vereinigten Königreich errichtet wurde. Der Windpark teilt den Netzanschluss mit der Batterie – einer der Vorteile bei der Zusammenlegung von Produktion und Speicherung am gleichen Standort. Die Batterie verfügt über eine 20-MW-Speicherkapazität, das entspricht etwa 40 Prozent bei zweistündiger Vollproduktion des Windparks.

Zunächst wird die Batterie 99 Prozent der Zeit Nebenleistungen liefern – sehr schnelle, kurzfristige Stromlieferungen zur Netzstabilisierung. In drei bis vier Jahren findet eine sogenannte Energieverschiebung statt, bei der die Kapazität auf verschiedenen Märkten je nach Preissignal gehandelt wird.

Der Erfolg dieses Flex-Geschäfts hängt sehr vom regulatorischen Rahmen der einzelnen Länder ab. Einige europäische Märkte hinken hinterher, im Vereinigten Königreich ist die Anleger- und Handelslandschaft jedoch gut und es gibt einen sehr fortschrittlichen Markt für Flexibilitätsprodukte.

Vattenfalls Batterie-Pipeline

Derzeit betreibt Vattenfall zwei Windparks mit Batterien am gleichen Standort im Vereinigten Königreich und zwei in den Niederlanden – einen reinen Windpark und einen kombinierten Wind- und Solarpark. Auch in Schweden werden zwei Windparks mit Batterien am gleichen Standort gebaut.

„Bei einem Großteil der neuen Wind- und Solarparks werden Batterieanlagen als Teil ihres Entwicklungsprojekts mitentwickelt. Die Parks weisen also die Möglichkeit einer Batterie auf. Die Entscheidung, ob es tatsächlich zu einer Integration der Batterie kommt, wird bei der abschließenden Investitionsentscheidung getroffen. Vattenfalls Pipeline für Batterien bis 2026 liegt insgesamt bei 800 MW“, erklärt Gerhard.

Risiko versus Rendite

Investoren scheinen das zusätzliche Risiko, das Batterien mit sich bringen, im Gegenzug für eine möglicherweise höhere Rendite gerne in Kauf zu nehmen. Das Risiko resultiert aus der Tatsache, dass das Batteriegeschäft noch nicht so ausgereift ist wie das Wind- und Solargeschäft. Es besteht also ein höheres technisches Risiko als auch ein zusätzliches regulatorisches Risiko. In einigen Ländern sind die Vorschriften für Solar- und Windenergie bereits ausgereift, jedoch nicht für Batterien. Auch fehlen nationale Ziele für die Speicherungen in weiten Teilen Europas. Außerdem liefern Wind- und Solarparks nach ihrem Bau zuverlässigere Erträge. Mit ihrer Vielzahl von Märkten sind die Erträge bei Batterien schwerer zu prognostizieren.

„Investoren ist bewusst, dass Batterien für mehr Flexibilität notwendig sind und dass sie mit dieser Technologie viel Geld machen können. Während Solar- und Windenergie niedrigere einstellige Renditen erzielen, können Batterien niedrige zweistellige Renditen erwirtschaften. Einige Investoren sind der Ansicht, dass sie genügend Anlagen mit wenig Risiko und niedriger Rendite in ihrem Portfolio haben. Stattdessen wollen sie Anlagen mit hohem Risiko und hoher Rendite zur Diversifizierung“, so Gerhard.

Erschwingliche Flexibilität

Batterien sind im Wettbewerb mit anderen flexiblen Anlagen gut positioniert. Im Vergleich mit beispielsweise neuen Pumpspeicher-Wasserkraftwerken, die eine Laufzeit von mehr als 50 Jahren haben und eine Milliarden-Euro-Investition in Land und Anlage erfordern, sind Batterien mit einer Investition von 20–100 Millionen Euro und einer Laufzeit von 15–20 Jahren recht erschwinglich. Zudem sind Batterien skalierbar, was einen wesentlichen Vorteil im Vergleich zu anderen wichtigen Speicherlösungen für die schwankende Stromproduktion aus erneuerbaren Energieträgern darstellt.

„Vattenfall ist bestrebt, in den kommenden Jahren ausgewählte und profitable, zusammengelegte Batterieprojekte zu verwirklichen, um so die Kompetenz des Unternehmens auszubauen“, erklärt Gerhard. „Dies wird durch sehr attraktive Geschäftsmodelle für gemeinsam entwickelte Solar- und Speicherprojekte in Deutschland ermöglicht. Dank der hinzugefügten Batterien in unseren Partnerprojekten im schwedischen Hjuleberg und Höge Väg können wir unsere Geschäftserfahrung übertragen und erweitern. Zudem können wir Erkenntnisse gewinnen, wie Batterien für institutionelle Investoren bankfähig gemacht werden können – denn das ist auf dem Weg von der Entwicklung bis zum Verkauf von gemeinsam entwickelten Projekten entscheidend.“

Dies ist ein Artikel aus Vattenfalls Geschäfts- und Nachhaltigkeitsbericht 2022

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